31% sind verhandelbar Bahn-Streiks ab Freitag
01.10.2007, 06:37 UhrDie Gewerkschaft der Lokführer (GDL) will am kommenden Freitag den Bahnverkehr in Deutschland weitgehend lahmlegen. Sowohl bei Personenzügen als auch im Güterverkehr würden die Lokführer jetzt bundesweit für Freitag zum Streik aufgerufen, kündigte Gewerkschaftschef Manfred Schell an. Ziel sei, die Deutsche Bahn zu einem neuen Tarifangebot zu zwingen. Zugleich verkündete die GDL offiziell das Scheitern der schon seit Monaten dauernden und völlig festgefahrenen Tarifverhandlungen. Schell warf der Bahn vor, bisher kein akzeptables Angebot vorgelegt zu haben. Das jüngste Angebot mit 4,5 Prozent mehr Lohn und zwei Stunden bezahlter Mehrarbeit bedeute erneut einen Reallohnverlust für die Lokführer. "Das ist für uns nicht akzeptabel", sagte Schell. "Wir bleiben bei unseren Forderungen nach 31 Prozent." Aber es sei durchaus ein Kompromiss möglich, fügte der Gewerkschafts-Chef hinzu. Sein Stellvertretender Claus Weselsky wurde deutlicher: "Wir verändern diese Forderungen im Lauf der Verhandlungen. Da wir bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Verhandlungen hatten, haben wir natürlich auch keinen Grund, diese Forderungshöhe zu verändern. Im Rahmen der Verhandlungen werden wir das sehr wohl verändern", sagte er.
Zugleich äußerte er sich zuversichtlich, dass die Fahrgäste Verständnis für einen weiteren Streik hätten. Schließlich habe sich seit den letzten Arbeitskampfmaßnahmen nichts verändert: "Wir haben acht Wochen still gehalten und haben kein Ergebnis für das Fahrpersonal erzielen können."
Details am Donnerstag
Die genaue Streikzeit werde am Donnerstag mitgeteilt, teilte die GDL mit. In der GDL sind rund 80 Prozent der Lokführer der Bahn organisiert. Bereits vor der Ferienzeit hatte die GDL den Bahnverkehr mit Streiks erheblich beeinträchtigt.
Der Streik sei bewusst erst für Freitag angesetzt worden, damit Arbeitsgerichte rechtzeitig über Verfügungen der Bahn entscheiden könnten, sagte Schell. An mehr als 100 Arbeitsgerichte seien bereits so genannte Schutzschriften versandt worden. In der Vergangenheit hatten Arbeitsgerichte unterschiedlich über die Rechtmäßigkeit der Streiks geurteilt.
"Wir lassen uns nicht erpressen"
Die Bahn will dennoch mit Notfall-Fahrplänen sicherstellen, dass trotz Streiks mehr als die Hälfte der Züge fahren. Es würden auch prüft rechtliche Schritte geprüft. "Wir werden uns jetzt nicht von der Bahngewerkschaft GDL erpressen lassen", sagte Personalvorstand Margret Suckale in Berlin. Sie kritisierte, dass die GDL das jüngste Bahn-Angebot aus Erhöhung und Mehrarbeit von rund zehn Prozent mehr Lohn ablehnte.
Die Bahn habe sich auf die Streiks vorbereitet und werde im Regional- und Nahverkehr mehr als 50 Prozent des Angebots aufrechterhalten. Bei einem längeren Streik würden fast alle ICE und alle Auto- und Nachtzüge unterwegs sein, kündigte die Bahn an. Für die Information der Kunden würden über 800 zusätzliche Mitarbeiter eingesetzt.
Von Fahrplaneinschränkungen würden die Kunden rechtzeitig informiert. Reisende können sich unter der kostenlosen Bahn-Hotline 08000-996633 informieren.
Wirtschaft besorgt
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) appellierte unterdessen an die Bahntarifparteien, eine rasche Lösung zu finden. "Ein Streik bei der Deutschen Bahn AG würde erhebliche Schäden verursachen und kann über kurz oder lang die Produktion in vielen Unternehmen empfindlich stören. Damit treffen Streiks bei der Bahn auch die Beschäftigten in anderen Branchen", erklärte BDI-Präsident Jürgen Thumann.
Quelle: ntv.de