Notfall-Pläne in der Schublade Bahn rüstet sich für Streik
30.09.2007, 10:24 UhrNach dem Auslaufen der Friedenspflicht im Tarifstreit der Lokführer drohen am Montagnachmittag die ersten Streiks bei der Bahn. Eine Verhandlungslösung war zunächst nicht in Sicht, nachdem der Ton sich am Wochenende noch einmal verschärft hatte. Während der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokführer, Manfred Schell die "Waffengleichheit" mit der Bahn hervorhob, sprach Bahn-Personalchefin Margret Suckale der Gewerkschaft den Willen zum Kompromiss ab.
Beide Parteien wollten am Montagvormittag ihre Strategien bekannt geben, nachdem die Friedenspflicht in der Nacht auslaufen sollte. Insider der Bahn rechneten für Dienstag mit ersten Arbeitsniederlegungen. Am Mittwoch, dem Tag der Einheit, sollte es keine Streiks geben, hatte Schell bereits angekündigt. Die GDL hatte im Juli den Bahnverkehr mit Warnstreiks mehrmals für Stunden lahmgelegt.
Ein Notfallplan der Bahn soll sicherstellen, dass auch während der Streiks mehr als die Hälfte der Züge fährt. Bahnsprecher Uwe Herz antwortete auf die Frage, ob das Unternehmen mit Aussperrungen auf Arbeitsniederlegungen reagieren werde: "Wir behalten uns alle Möglichkeiten vor, Streiks zu verhindern." Suckale warf der GDL vor, gar nicht an einer Lösung interessiert zu sein. Die GDL "will offensichtlich keinen Kompromiss", sagte sie dem "Handelsblatt". Gegen drohende Streiks werde die Bahn bei Bedarf auch wieder gerichtlich vorgehen.
Schell sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", er rechne nicht mit wochenlangen Streiks. "Ich denke, dann wird die Politik irgendwann eingreifen und den Bahnvorstand zur Räson bringen", sagte er.
Die Bahn will erreichen, dass streikwillige Fahrer erst gar nicht auf die Führerstände gelangen. Einspringen sollen Lokführer, die den Gewerkschaften Transnet und GDBA angehören, sowie Beamte, die nicht streiken dürfen. So soll sichergestellt sein, dass deutlich über 50 Prozent aller Züge im Nah- und Fernverkehr fahren.
Ein Bahnsprecher sagte, alle streikenden Lokführer könnten nicht ersetzt werden. Der Einsatz ausländischer Kräfte sei "nicht sehr realistisch", weil man ihnen nicht von heute auf morgen die nötige Streckenkenntnis vermitteln könne.
Bahn-Personalvorstand Margret Suckale hatte am Freitag gesagt, der GDL-Vorsitzende Manfred Schell habe Bahnchef Hartmut Mehdorn telefonisch seine Ablehnung des jüngsten Verhandlungsangebots des Konzerns mitgeteilt. Zwar bleibe die Tür offen, aber ein weiteres Spitzengespräch werde der GDL zunächst nicht angeboten. Die GDL- Spitze hatte mehrfach klar gemacht, dass die Bahn auf ihre Kernforderung nach einem eigenständigen Tarifvertrag für Lokführer eingehen müsse, um neue Streiks zu vermeiden. Gefordert wird zudem eine Anhebung des Anfangsentgelts für Lokführer von derzeit knapp 2000 auf 2500 Euro.
Das Angebot der Bahn sieht vor, dass die GDL den mit den anderen Gewerkschaften Transnet und GDBA bereits besiegelten Abschluss mit 4,5 Prozent Einkommensplus übernimmt. Angeboten wird zudem, bei Mehrarbeit mehr Geld zu zahlen, woraus weitere Einkommenssteigerungen von bis zu 5,5 Prozent folgen. Insgesamt könne dies auf rund zehn Prozent Verbesserung hinauslaufen.
Quelle: ntv.de