Gemeinsames Musikgeschäft Bertelsmann steigt aus
05.08.2008, 16:56 UhrDer neue Bertelsmann-Chef Hartmut Ostrowski räumt bei dem Gütersloher Medienkonzern auf. Bertelsmann trenne sich von seinem 50-Prozent-Anteil am Musik-Gemeinschaftsunternehmen Sony BMG und reiche ihn an den bisherigen Partner Sony weiter, teilten beide Unternehmen am Dienstag gemeinsam mit. Sie hatten Sony BMG im August 2004 gegründet. Ostrowski verordnet Bertelsmann mit der Entscheidung einen weitgehenden Rückzug aus dem kriselnden Musikgeschäft. Der Konzern konzentriert sich nun auf das Management von Musikrechten.
In unternehmensnahen Kreisen hieß es, der Verkauf habe ein Transaktionsvolumen von rund 1,5 Milliarden Dollar. Sony zufolge sind es rund 1,2 Milliarden Dollar zuzüglich europäischer Musikkataloge.
Sony glaubt an Musikbranche
Sony BMG solle nun unter dem Namen Sony Music Entertainment Inc firmieren, hieß es. Unter dem Dach des japanischen Konzerns sind dann Traditionslabels wie Arista, Columbia, RCA und Columbia vereint. Zu den Stars zählen Justin Timberlake, Celine Dion und Bruce Springsteen.
Sony wolle den Kunden mit Hilfe des Zukaufs ein "umfassendes Unterhaltungsangebot" unterbreiten, betonte Sony-Chef Howard Stringer. Ostrowski kündigte an, Bertelsmann könne sich nun auf "definierte Wachstumsfelder" konzentrieren. Bei der Neuordnung des Medienkonzerns will Ostrowski Bertelsmann von Geschäften befreien, die wiederholt ihre Ziele verfehlt haben. Noch im März hatte Finanzvorstand Thomas Rabe betont, es gebe keine konkreten Pläne für einen Verkauf des Anteils an Sony BMG. Ostrowski hatte bereits die Trennung von einer Reihe von Buchclubs angekündigt. Dieses Geschäft war die Keimzelle des heutigen Medienriesen.
Bei Bertelsmann kaum noch Musik drin
Die Musikbranche kämpft seit Jahren mit schrumpfenden CD-Verkäufen und Internet-Piraterie. Allein in den USA brachen die Verkäufe von Alben - ob online oder als CD - 2007 um 15 Prozent auf etwa 500 Millionen Stück ein. Bertelsmann-Chef Ostrowski hatte jüngst gesagt, es sei gut, dass die Menschen mehr Musik hörten als je zuvor. Schlecht sei, dass dies nicht einfach zu Geld zu machen sei.
BMG soll sich nun auf die Wahrnehmung und Verwaltung von Musikrechten konzentrieren. Bertelsmann ist über die Tochter RTL auch im Fernsehgeschäft vertreten und gebietet über Buch- und Zeitschriftenverlage. Ostrowski war zum Jahreswechsel von der Dienstleistungssparte Arvato auf den Konzern-Chefsessel gewechselt. Bis 2015 solle das organische Wachstum pro Jahr über vier Prozent und die Kapitalrendite mehr als acht Prozent betragen.
Quelle: ntv.de