Der Medienkonzern Bertelsmann verzichtet auf eine Offerte für die zehn Prozent der RTL-Aktien, die ihm nicht gehören. Es fehle eine verlässliche rechtliche Grundlage, um die Beteiligung an der Fernsehgruppe auf 100 Prozent aufstocken zu können, teilte der Konzern am Donnerstag mit.

Unklar sei, ob Bertelsmann Aktionäre zwangsabfinden dürfe, sobald der Konzern 95 Prozent der Aktien besitzt. Die Übernahme der restlichen zehn Prozent hätte ein Volumen von rund 1,3 Milliarden Euro gehabt. Nach Zurückhaltung bei Akquisitionen in diesem Jahr hatte Bertelsmann ab 2008 Zukäufe von 1,5 Milliarden Euro jährlich angekündigt.

Trotz der aufgegebenen Übernahmepläne behalte sich Bertelsmann das Recht vor, seine Beteiligung an RTL weiter zu erhöhen und alle Möglichkeiten zu prüfen, um die Sendergruppe von der Börse zu nehmen. Der Medienkonzern hält bereits 89,8 Prozent an dem Unternehmen. Die übrigen Anteile befinden sich im Streubesitz.

RTL ist der Wachstums- und Ergebnistreiber von Bertelsmann und kommt auf eine Marktkapitalisierung von gut 12,5 Milliarden Euro. Die italienische Mediaset des Politikers und Geschäftsmanns Silvio Berlusconi bringt es auf acht Milliarden Euro. Zu den wichtigsten Gewinnbringern der RTL-Gruppe gehören neben der deutschen Senderfamilie aus RTL, Vox, RTL 2, Super RTL und n-tv auch die französische M6 und die Produktionsfirma FreemantleMedia.

Bertelsmann will das Geschäft der Fernsehtochter ausbauen. Derzeit ist die RTL Group, die 2006 mit über 11.000 Mitarbeitern 5,6 Milliarden Euro erlöste und einen operativen Gewinn von 851 Millionen Euro erwirtschaftete, in zehn Ländern vertreten. Verstärkt werden soll die Gruppe früheren Angaben zufolge in Mittel-, Ost- und Südeuropa.

Zu Bertelsmann gehören neben der Sendergruppe RTL die weltweit größte Verlagsgruppe Random House, die Hälfte am weltweit zweitgrößten Musikkonzern Sony BMG sowie die Zeitschriftengruppe Gruner+Jahr.