Talsohle noch nicht erreicht Chemiebranche vorsichtig
10.03.2009, 11:48 UhrDie deutsche Chemieindustrie macht sich im laufenden Jahr auf den stärksten Umsatzrückgang seit mehr als 20 Jahren gefasst. Der Branchenumsatz dürfte angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise im Vergleich zum Vorjahr um rund sechs Prozent sinken, teilte der Branchenverband VCI mit.
Einen ähnlich starken Rückgang hatte es zuletzt 1986 mit einem Minus von 5,4 Prozent gegeben. "Den Rückgang der Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen auf den globalen Märkten und vor allem in der EU bekommen wir deutlich zu spüren", sagte VCI-Präsident Ulrich Lehner.
Ursprünglich hatte der Branchenverband für 2009 nur mit einem Umsatzminus von 1,5 Prozent gerechnet. Der VCI hatte jedoch vor wenigen Wochen bereits seine Produktionsprognose auf ein Minus von 3,5 von bislang einem Prozent gesenkt und gewarnt, dass beim Umsatz mit einem deutlich stärkeren Rückgang zu rechnen sei.
"Wir müssen davon ausgehen, dass die Talsohle noch nicht durchschritten ist. 2009 wird ein schwieriges Jahr für die Chemie", urteilte Lehner. Zwar erwarte der Verband eine leichte Besserung der Situation, sobald die Kunden ihre Lager geräumt haben. Dabei setzen die Chemieunternehmen auch auf wichtige Abnehmerbranchen wie die Autoindustrie, der die Abwrackprämie zugutekomme. Dieser Trend zur Normalisierung sei jedoch nicht der erhoffte Aufschwung.
Nummer 4 bremst
Deutschlands viertgrößter Industriezweig, der zum Jahresende 2008 eine Vollbremsung hingelegt hatte, beurteilt die Geschäftslage seit dem vierten Quartal zunehmend negativ. Von Oktober bis Dezember schrumpfte die Chemieproduktion binnen Jahresfrist um 10,9 Prozent und damit so stark wie seit den 1970er Jahren nicht mehr. Besonders schmerzlich fällt der Vergleich zum Vorquartal aus. Danach sank die Produktion um 11,4 Prozent und der Branchenumsatz um elf Prozent auf 38,3 Milliarden Euro. Die Erzeugerpreise fielen um 0,7 Prozent.
Mit rund 440.000 Mitarbeitern blieb die Zahl der Beschäftigten in die Chemieindustrie im vierten Quartal zwar weitgehend stabil, erstmals sei vielen Jahren wurde bei Branchengrößen wie BASF, Bayer, Lanxess und Altana aber Kurzarbeit angeordnet oder die Wochenarbeitszeit deutlich reduziert.
Quelle: ntv.de