Rekord beim Überschuss China kriegt nicht genug
10.01.2007, 14:28 UhrChinas Handelsüberschuss ist im vergangenen Jahr um 74 Prozent in die Höhe geschossen und hat einen neuen Rekord erreicht. Haupttriebfeder war nach amtlichen Angaben ein 27-prozentiger Anstieg der Exporte. Die Ausfuhren beliefen sich damit im Gesamtjahr auf 969 Mrd. US-Dollar. Die Importe legten um 20 Prozent zu auf 792 Mrd. US-Dollar, wie die staatliche Agentur Xinhua am Mittwoch berichtete.
Der neue Rekordstand beim Überschuss von 177,47 Mrd. US-Dollar dürfte den politischen Druck auf die Regierung in Peking erhöhen, ihre Landeswährung Yuan stärker aufzuwerten. Westliche Regierungen werfen China unfairen Wettbewerb vor, da das Land seine Exporte mit einem niedrigen Wechselkurs ankurbelt. "Sobald sich der Überschuss auf 200 Mio. US-Dollar zu bewegt, werden die Aufschreie beiderseits des Atlantiks noch lauter werden", sagte der Asien-Chefvolkswirt der französischen Bank Societe Generale, Glenn Maguire, in Hongkong. "Eine schnellere Aufwertung des Yuan ist unvermeidbar."
Seiner Einschätzung nach wird die weltweite Nachfrage nach chinesischen Produkten den Jahres-Überschuss bereits Mitte dieses Jahres auf 250 Mrd. US-Dollar treiben. Danach könne er jedoch wieder etwas sinken, weil China mehr Konsumgüter und hochwertige Industrieprodukte importieren muss. Von den teureren Einfuhren nach China profitiert besonders die deutsche Industrie. Zwischen Januar und September wuchsen die deutschen Exporte nach China nach früheren Angaben sogar schneller als die Importe von dort. Dennoch kauft Deutschland weit mehr in China als China in Deutschland: Der Wert der Importe lag in den ersten neun Monaten 2006 mit 34,4 Mrd. Euro um 15 Mrd. Euro über dem der Exporte.
Im Dezember belief sich Chinas gesamter Handelsüberschuss auf 21 Mrd. US-Dollar und fiel damit erneut unerwartet hoch aus. Im November übertrafen die Exporte die Importe noch um 22,9 Mrd. US-Dollar, im Oktober sogar um 23,8 Mrd. US-Dollar - das war der bisherige monatliche Höchststand. Der Rekord-Export signalisiert nach Einschätzung von Experten, dass chinesische Firmen immer mehr Wertschöpfung ins Land holen: Sie können jetzt viele der Teile selber herstellen, die sie vor kurzer Zeit noch importieren mussten. "Sie haben jetzt das nötige Know-how, die Investitionen und die Technologie", erläuterte Volkswirt Kent Yau von der Investmentbank Core Pacific-Yamaichi in Hongkong.
Seit Juli 2005 haben die chinesischen Behörden lediglich eine Aufwertung des Yuan von insgesamt weniger als vier Prozent zugelassen. Besonders die US-Regierung bemüht sich unermüdlich um eine Aufwertung der Währung - in dieser Mission war vor wenigen Wochen auch US-Finanzminister Henry Paulson in Peking unterwegs. In den USA wird mittlerweile auch der Ruf nach Handelssanktionen gegen China immer lauter. Der republikanische Abgeordnete Phil English etwa sagte am Dienstag: "Chinas Währungspolitik ist eine Giftpille für das globale Handelssystem und bedroht die amerikanische Industrie."
Quelle: ntv.de