Druck vom Staatsanwalt Citigroup muss zurückkaufen
08.08.2008, 07:45 UhrDie US-Banken Citigroup und Merrill Lnych kaufen umstrittene Anleihen in Milliardenhöhe von zehntausenden Kunden zurück. Citigroup zahlt zudem 100 Millionen Dollar Strafe, um damit den Streit mit den US-Behörden in der Sache zu beenden. Der New Yorker Generalstaatsanwalt erklärte, Citigroup werde illiquide Anleihen vom Typ "Auction-Rate-Securities" (ARS) im Volumen von mehr als sieben Milliarden Dollar zurückzukaufen. Von dem Rückkauf würden landesweit insgesamt etwa 40.000 Kunden profitieren. Der Staatsanwalt hatte Citigroup vorgeworfen, die Anleihen in betrügerischer Absicht vermarktet zu haben. Die Einigung ist ein Präzedenzfall, da Behörden landesweit gegen Banken und Brokerhäuser wegen umstrittener Praktiken bei der Vermarktung von ARS ermitteln.
Auction-Rate-Securities sind Anleihen mit langer Laufzeit, deren Zinssatz aber in kurzen Abständen bei Auktionen neu festgesetzt wird. Normalerweise können kommunale Emittenten so langfristig Geld zu niedrigeren Zinsen leihen. Der 330 Milliarden Dollar schwere Markt galt einst als sicher, in Folge der Kreditkrise sind jedoch Teile des Marktes eingefroren. Die Regulierungsbehörden haben auch anderen Finanzinstituten wie der Investmentbank Merrill Lynch und der Schweizer UBS betrügerisches Verhalten im Zusammenhang mit ARS vorgeworfen. Merrill Lynch will ab dem 15. Januar 2009 ein Jahr lang die Anleihen von seinen Kunden zurückkaufen. Das Volumen wird auf zwölf Milliarden Dollar geschätzt. Der Generalstaatsanwalt von Massachusetts erklärte, Morgan Stanley werde eine Entschädigung in Höhe von 1,5 Millionen Dollar an zwei Städte zu zahlen, die in ARS investiert hatten.
Betrügerische Werbung
Die nun erzielte Einigung mit der Citigroup werde helfen, das Vertrauen in den Markt wiederherzustellen, sagte Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo. "Sie lässt den Anlegern Gerechtigkeit widerfahren." Zugleich erklärte er, auch das Vorgehen anderer Banken beim Verkauf von ARS zu prüfen. Am 24. Juli hatte Cuomo die UBS wegen der Handhabung von ARS verklagt und ihr einen "Multi-Milliarden-Dollar-Betrug" vorgeworfen. Auch der Citigroup hatte Cuomo mit einer Klage gedroht, da die Bank in betrügerischer Weise ARS vermarktet und verkauft habe. So habe sie die Anleihen gegenüber Kunden fälschlicherweise als sicher, liquide und bargeldgleich dargestellt. Zudem habe das Institut Tonaufnahmen mit Telefongesprächen über ARS vernichtet, die von der Staatsanwaltschaft angefordert worden seien.
Die Citigroup wird nun alle illiquiden ARS von Privatkunden, Wohltätigkeitsorganisationen und kleinen und mittleren Firmen bis zum 5. November zum Nennwert zurückzukaufen. Die Bank schätzt das Volumen des Rückkaufs auf 7,3 Milliarden Dollar. Zudem sagte das Institut zu, alle Investoren in vollem Umfang zu entschädigen, die ihre Auction-Rate-Schulden mit einem Verlust verkauft haben. Ferner wird die Bank Strafen von je 50 Millionen Dollar an New York und an die North American Securities Administrators Association entrichten.
In einer Stellungnahme der Citigroup hieß es, die Bank sei erfreut über die Einigung. Das Institut habe "gewaltige Fortschritte" bei der Steigerung der Liquidität der ARS gemacht. Seit dem Ausbruch der Krise seien mehr als die Hälfte der Anteile der Privatkunden an den Anleihen zum Nennwert eingelöst oder versteigert worden.
Zudem wurde die Bank of America von Behörden des Bundes und der Bundesstaaten um mehr Informationen über ARS gebeten. Das Finanzinstitut erklärte, entsprechende Vorladungen erhalten zu haben. Man arbeite mit den Behörden zusammen, hieß es weiter.
Quelle: ntv.de