Jetzt wackeln die Stühle Citigroup setzt Rotstift an
18.04.2008, 18:59 UhrAngesichts der neuen Milliardenlöcher beim größten US-Finanzkonzern Citigroup sollen nun zusätzlich 9000 Jobs bei der Großbank wegfallen. Der von der Kreditkrise schwer getroffene Konzern musste im ersten Quartal nochmals rund 16 Mrd. US-Dollar abschreiben oder für faule Kredite aufbringen. Insgesamt erlitt die Citigroup einen Verlust von 5,1 Mrd. Dollar (3,2 Mrd. Euro). Sein Haus werde sich zudem weiter von Randaktivitäten trennen, kündigte der seit Dezember amtierende Konzernchef Vikram Pandit an.
Finanzchef Gary Crittenden schloss weder weitere Abschreibungen noch womöglich erneut nötige Kapitalspritzen aus. Die Großbank zählt zu den mit Abstand größten Opfern der Finanzmarktkrise. Mittlerweile addieren sich die Wertberichtigungen auf weit über 30 Mrd. Dollar. Bereits im vergangenen Quartal war die Citigroup mit einem Minus von fast zehn Milliarden Dollar tief in die Verlustzone gestürzt.
Kalter Wind weht durch die Flure
Die neuen Stellenstreichungen seien über den bereits angekündigten Abbau von 4200 Jobs hinaus vorgesehen. Weitere Kürzungen seien zudem "sehr wahrscheinlich", sagte Crittenden. Über den Wegfall von sogar mehreren zehntausend Stellen war mehrfach spekuliert worden. Weltweit beschäftigt die Bank derzeit noch knapp 370.000 Mitarbeiter. An eigentlichen Abschreibungen fielen mehr als zwölf Milliarden Dollar an. Hinzu kommen weitere Belastungen aus faulen Krediten.
Die tiefroten Zahlen zum Jahresauftakt fielen noch höher aus als von Analysten erwartet. Ein Jahr zuvor hatte die Bank noch einen Gewinn von rund fünf Milliarden Dollar erzielt. Das Ergebnis je Aktie drehte von plus 1,01 Dollar auf minus 1,02 Dollar. Die Lage in den von der Kreditkrise betroffenen Geschäftsfeldern habe sich im ersten Quartal nochmals verschlechtert, sagte Pandit.
G ünstige Bank-Aktie
Die Aktie reagierte trotz der schlechten Zahlen zum Handelsstart in New York mit einem kräftigen Kursplus von rund 6,5 Prozent. Zur Begründung verwiesen Händler auf die Erträge der Bank: Sie fielen zwar um knapp die Hälfte auf 13,2 Mrd. Dollar, lagen aber über den schlimmsten Befürchtungen der Analysten. Anleger hofften zudem erneut, die Bank habe nun alle Lasten über Bord geworfen.
"Wir sind nicht glücklich mit unseren Ergebnissen", gestand Pandit unumwunden ein. Eine Reihe von Bereichen habe aber dennoch gut abgeschnitten. Gemessen an ihrer Bilanzsumme ist die Citigroup Nummer eins in den USA, sie hat den Spitzenplatz nach Börsenwert aber verloren. In den vergangen zwölf Monaten hat sich ihr Kurs in etwa halbiert sich .
Citibank auf dem Prüfstand
Die Citigroup gilt wegen ihrer Größe als ein so gut wie allen Bereichen tätiger Finanzsupermarkt. Pandit baut den riesigen Konzern derzeit unter Hochdruck um und verkauft ganze Bereiche. Auch die deutsche Citibank steht laut Berichten auf dem Prüfstand. Die Kosten werden drastisch zurückgefahren - um bis zu 20 Prozent, sagte der Konzernchef in einem Interview der "Financial Times". Die Dividende kürzte Pandit drastisch.
Das Institut holte sich zudem bereits mehr als 30 Mrd. Dollar frisches Kapital vor allem über neue Großinvestoren. Weltweit haben Banken bisher über 200 Mrd. Dollar wegen der Kreditkrise abgeschrieben und sich fast ebenso viel frisches Kapital verschafft. Die Banken der Wall Street haben wegen der Finanzkrise bisher laut Experten über 34.000 Jobs gestrichen. Die Zahl könnte mittelfristig demnach sogar auf mehr als 100.000 steigen.
Die neuen Milliardenabschreibungen der Citigroup kommen längst nicht mehr allein aus dem Bereich der kaum besicherten Hypothekenpapiere ("subprime"), dem Auslöser der Finanzmarktkrise. Weit höhere Wertverluste stammen aus anderen Kreditbereichen wie der Finanzierung von Firmenkäufen, Geschäften mit Anleiheversicherern sowie normalen Darlehen für Privatkunden.
Quelle: ntv.de