Trotz riesiger Verluste Citigroup über Erwartungen
18.07.2008, 16:43 UhrDie weltweite Finanzkrise hat im Frühjahr neue Milliardenlöcher in die Bilanz der US-Großbank Citigroup gerissen. Der Quartalsverlust fiel mit 2,5 Milliarden Dollar aber nicht so hoch aus wie an den Märkten befürchtet. Damit ließ die größte Bank der USA am Freitag Hoffnungen aufkeimen, dass die seit einem Jahr andauernde Finanzkrise allmählich abebbt. Angeführt von den zuletzt arg gebeutelten Banktiteln zogen die Aktienkurse weltweit an.
In den vergangenen drei Monaten führten die Turbulenzen an den Märkten zu weiteren Belastungen bei der Citigroup von fast zwölf Milliarden Dollar. Neben Abschreibungen auf US-Ramschhypotheken schlugen eine erhöhte Risikovorsorge bei US-Konsumkrediten und im Kreditkartengeschäft negativ zu Buche. Vor einem Jahr - also kurz vor Ausbruch der Krise - schrieb die einst größte Bank der Welt noch einen Gewinn von mehr als sechs Milliarden Dollar. Aus dem fortgeführten Geschäft summierte sich der Verlust nun auf 2,22 Milliarden Dollar oder 49 Cent je Aktie, während Analysten im Schnitt 67 Cent erwartet hatten. Der Fehlbetrag halbierte sich aber im Vergleich zum ersten Quartal.
Die Citigroup ist mit Gesamtbelastungen von mittlerweile fast 60 Milliarden Dollar weltweit am härtesten von den Verwerfungen an den Finanzmärkten betroffen. Vorstandschef Vikram Pandit, der Ende 2007 inmitten der Krise das Ruder übernommen hatte, will mit harten Einschnitten und einem radikalen Konzernumbau wieder in die Gewinnspur zurückkehren. So baute er im ersten Halbjahr 11.000 der rund 300.000 Stellen ab. Weitere Streichungen Tausender Arbeitsplätze werden erwartet, da Pandit in den kommenden zwei bis drei Jahren insgesamt 15 Milliarden Dollar an Kosten senken will. "Wenngleich es noch viel zu tun gibt, sind wir von den Fortschritten des Umbaus ermutigt", erklärte der Bankchef.
Tafelsilber wird verkauft
Neben Einsparungen will Pandit die Citigroup auch deutlich um Vermögenswerte von bis zu 400 Milliarden Dollar verkleinern, um Kapital freizusetzen. So vereinbarte die Citigroup in diesem Monat den Verkauf ihrer deutschen Privatkundentochter Citibank an die französische Genossenschaftsbank Credit Mutuel für rund acht Milliarden Dollar. Zahlreiche weitere Sparten wurden bereits weltweit verkauft: Insgesamt sei die Bilanz in den vergangenen Monaten um rund 100 Milliarden Dollar entlastet worden, erklärte das Institut. Daneben sammelte Citigroup bei Investoren Milliarden ein und reduzierte Dividendenzahlungen. Im Ergebnis stieg die Kernkapitalquote auf 8,7 Prozent von 7,12 Prozent zum Jahresende. Diese Kapitalausstattung gilt im internationalen Maßstab als sehr solide.
Citigroup-Aktien zogen nach Handelsbeginn um 8,6 Prozent an, nachdem sie in diesem Jahr bereits um rund 40 Prozent eingebrochen sind. Auch andere Banktitel etwa von der Deutschen Bank oder der Commerzbank legten ebenfalls kräftig zu. Für zusätzlichen Optimismus bei den Anlegern sorgten Äußerungen von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. "Es sieht so aus, als ob der Boden gefunden ist und die Menschen wieder beginnen, Vertrauen zu haben", sagte er im ZDF. Auch die US-Großbank JP Morgan hatte in dieser Woche überraschend starke Zahlen vorgelegt. Dagegen hat die Investmentbank Merrill Lynch weiter mit tiefroten Zahlen zu kämpfen. Das Institut bezifferte den Verlust am Donnerstagabend mit 4,9 Milliarden Dollar und enttäuschte damit die Anleger.
Quelle: ntv.de