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Bauern schalten Kartellamt ein Discounter gegen Milchbauern

Der Ton der Milchbauern quer durch die Republik wird rauer und aggressiver. Ihr Zorn ist gewaltig. Ihre Wut richtet sich gegen die Großdiscounter, die in den vergangenen Tagen die Preise pro Liter Milch auf ein Niveau zwischen 54 und 61 Cent pro Liter in ihren Läden senkten. Die Molkereien zahlen derzeit im Süden Deutschlands rund 35 bis 37 Cent pro Liter, im Norden etwas über 30 Cent an die Milchbauern aus. Im November vergangenen Jahres waren es noch 40 bis 42 Cent. "Die Verhandlungen zwischen den Molkereien und dem Lebensmittelhandel um den Preis pro Liter sind so hart wie noch nie", brachte ein Molkereisprecher den Preiskampf um "den Zehntel Cent" auf den Nenner. "Wir werden uns nicht unterbuttern lassen", sagte ein Bauer unter brausendem Beifall seiner Kollegen.

Der Präsident des baden-württembergischen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, rief vor den rund 1500 Milchbauern: "Was Aldi und Co mit uns machen, kommt einer Kriegserklärung gleich." Aldi, Lidl und REWE setzten mit ihrer "Erpressung bei den Verhandlungen" mit den Molkereien die Existenz von zehntausenden von Bauern in Deutschland aufs Spiel. Seit Jahren geht die Zahl der Milchbetriebe in Deutschland zurück. Derzeit sind es bundesweit noch etwa 100.000. In Baden-Württemberg gibt es nur noch 12.500 Milchbauern. Vor 15 Jahren waren noch weit über 36.000 im Südwesten.

Bundeskartellamt eingeschaltet

Die Milchbauern wollen jetzt im Kampf gegen das Preisdiktat der Großdiscounter das Bundeskartellamt einschalten. Rukwied und der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) sehen durch die großen Anzeigen der Discounter für Milcherzeugnisse eine Preisabsprache. Der Minister sagte: "Das Bundeskartellamt muss in einem so eindeutigen Fall einschreiten". Der Handel und die Bauern wissen aber auch: Billig-Milch lockt Leute in den Laden.

Viel zu lange haben sich die Milchbauern bei den Preisverhandlungen mit dem Lebensmittelhandel über den Tisch ziehen lassen, meinte Rukwied. Er räumte ein, dass die Bauern derzeit "der Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels nicht gewachsen" seien. Sein Appell richtete sich an die rund 120 Molkereien in Deutschland. Sie sollten ihre Interessen bündeln und könnten damit wesentlich energischer gegenüber den Lebensmittelhändlern auftreten. Die Molkereien werden derzeit in Deutschland zu 75 Prozent genossenschaftlich betrieben und gehören somit den Bauern selbst.

Lieferstopp findet nur wenige Befürworter

Dem von einigen Funktionären angedrohten Milch-Lieferstopp aus Protest gegen die Dumpingpreise stehen viele Bauern skeptisch gegenüber. "Sollen wir täglich hunderttausende von Litern wertvoller Milch in den Gully schütten?", meinte ein Milchbauer bei der Demonstration in Stuttgart. "Das kann man vielleicht einmal machen, aber wir brauchen das Geld." Bauern seien selbstständige Unternehmer und könnten nicht wie Gewerkschaften für ihre Mitglieder einen Streik anzetteln.

Letztendlich hat es der Verbraucher in der Hand, in welcher Höhe sich der Milchpreis in Deutschland bewegt. Viele Verbraucher, so stellten die Bauern auf der Demo zornig fest, seien immer noch "einem Rabattrausch verfallen". Auf Transparenten hieß es: "Geiz ist nicht geil". Die Bauernverbände wollen jetzt die Verbraucher mit Kampagnen darüber aufklären, dass auch Bauern ein "auskömmliches Einkommen" brauchen, um gute Ware zu produzieren.

Quelle: ntv.de

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