Turbulente Hauptversammlung EADS-Spitze in der Mangel
22.10.2007, 11:54 UhrDie Kleinaktionäre des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS haben das Management wegen der Insiderhandels-Vorwürfe heftig in die Mangel genommen. Sie forderten auf der außerordentlichen Hauptversammlung in Amsterdam den Rücktritt von Verwaltungsratsmitglied Arnaud Lagardere. Dieser lehnte das ab. "Ich werde so lange da sein, wie die Lagardere-Gruppe Anteilseigner ist", sagte Lagardere. "Ich werde nichts aufgeben und mich an alles erinnern." Die französische Mediengruppe gleichen Namens ist mit 7,5 Prozent an EADS beteiligt und steht derzeit neben anderen im Mittelpunkt einer Untersuchung der französischen Börsenaufsicht AMF. Diese prüft, ob EADS- und Airbus-Manager bereits von den massiven Lieferverzögerungen beim A380 wussten als sie zwischen November 2005 und März 2006 Aktienoptionen ausübten.
Lagardere und die deutsche Anteilseignerin Daimler kamen unter Druck weil sie sich im April 2006 von EADS-Anteilen trennten. Öffentlich räumte Airbus die A380-Schwierigkeiten im Juli 2006 ein und löste damit einen Kurssturz der EADS-Aktie um 30 Prozent aus. Alle Beteiligten wiesen die Anschuldigungen zurück. Lagardere sagte in diesem Zusammenhang vor kurzem, er sei lieber unfähig als unehrlich. "Aktionäre können einfach niemanden zur Wiederwahl im Board stellen, wenn er unfähig ist", sagte dazu ein Vertreter der französischen Kleinaktionärsgruppe APPAC. "Für mich stellt sich die wichtige Frage, ob ich den Personen, die dieses Unternehmen führen, vertrauen kann", merkte Errol Keyner von der niederländischen Investorengruppe VEB an.
Ende der französischen und deutschen Lager?
Trotz der Kritik an Lagardere nickten die Aktionäre das Verbleiben des früheren Co-Vorsitzenden als einfaches Mitglied im Verwaltungsrat ab. Neu zog unter anderem der Chef des Stahlgiganten Arcelor Mittal, Lakshmi Mittal, in das Board ein. Um den Konzern handlungsfähiger zu machen, wurde bereits im Juli die Abschaffung der Doppelspitzen im Vorstand und Verwaltungsrat beschlossen. Zudem wurden vier unabhängige Mitglieder in das Kontrollgremium berufen, um die Abhängigkeit von den deutschen und französischen Anteilseignern zu verringern. "Die Tatsache, dass wir zwei Chefs hatten, hat zwei Lager entstehen lassen - ein französisches und ein deutsches. Das ist jetzt vorbei", hofft EADS-Chef Louis Gallois. Sein früherer Amtskollege Tom Enders wurde im Zuge der Neuordnung Chef der wichtigen Tochter Airbus.
Alleiniger Chef des Kontrollgremiums ist nun Daimler-Manager Rüdiger Grube. Er nahm das Management in Schutz und mahnte zu Besonnenheit. Jeder habe das Recht auf Unschuldsvermutung und auf Vertraulichkeit in dem Verfahren, sagte Grube. EADS werde die Behörden bei ihren Untersuchungen voll unterstützen. Außerdem sei EADS davon überzeugt, dass seine Kommunikation an die Finanzmärkte höchstem Standard entspreche. Das Management tue alles, um die kritischen Programme wieder auf Kurs zu bringen. Neben der Umsetzung des Sanierungsprogramms Power8 im Zuge der A380-Krise hat Airbus derzeit noch die Neuentwicklungen A350 sowie den Militärtransporter A400M zu stemmen. Erst in der vergangenen Woche räumte EADS ein, dass auch der A440M nicht pünktlich ausgeliefert werden kann.
Quelle: ntv.de