Geldmärkte leicht entspannt EZB lobt sich selbst
20.02.2009, 12:07 UhrDer Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, sieht offenbar erste Anzeichen für eine Entspannung an den durch die Finanzkrise besonders betroffenen Geldmärkten. "Die Bedingungen am Geldmarkt haben sich deutlich stärker verbessert, als das der Fall gewesen wäre, wenn wir nicht verschiedene Maßnahmen ergriffen hätten, aber sie sind noch nicht wieder normal", sagte er in Paris.
Die EZB hat wie andere Zentralbanken auch die Märkte, auf denen sich die Banken untereinander Geld leihen, seit Beginn der Krise Mitte 2007 immer wieder mit Milliarden geflutet. Da sich die Banken untereinander nicht trauen, leihen sie sich zurzeit auch kein Geld untereinander. Auf dem Höhepunkt der Turbulenzen im Herbst war der Geldmarkt nahezu ausgetrocknet.
Trichet betonte, die Liquiditätsbereitstellung durch die EZB sei auch weiterhin notwendig, allerdings nur auf Zeit. Funktionierende Geldmärkte sind von enormer Bedeutung für ein gesundes Finanzsystem. Einerseits sorgen sie in normalen Zeiten für die reibungslose und zinsgünstige Umverteilung von Geld zwischen den Banken. Außerdem benötigt die Zentralbank den Geldmarkt, damit ihre geldpolitischen Impulse - über Veränderungen des Leitzinses - das Bankensystem erreichen. Indirekt wird so auch die restliche Wirtschaft und die Teuerung beeinflusst.
Bislang hat die EZB im Gegensatz zu anderen Zentralbanken noch keine Maßnahmen zur Ausweitung der Geldmenge (quantitative easing) ergriffen. Dazu kaufen Notenbanken in großem Stil Staatspapiere, Unternehmensanleihen oder Aktien. Dadurch pumpen sie viel frisch gedrucktes Geld in ihre Volkswirtschaften. Mit zunehmender Dauer der Wirtschaftskrise schalten mehr und mehr Zentralbanken von der klassischen Geldpolitik um auf diese umstrittenen Alternativen.
Alle Optionen offen
Unterdessen ist die EZB ist nach Worten von Ratsmitglied Erkki Liikanen für alle Maßnahmen zur Bewältigung der gegenwärtigen Wirtschaftskrise offen. "Wenn die Preisstabilität nicht in Gefahr ist, können wir andere wirtschaftspolitische Ziele unterstützen", sagte Liikanen der finnischen Zeitung "Turun Sanomat".
"Ich bin davon überzeugt, dass unsere Vorstellungskraft noch nicht ausgeschöpft ist. Deshalb sollten wir nicht etwas im Vorfeld ausschließen, weil die Situation so außergewöhnlich ist", fügte Liikanen hinzu, der zugleich Chef der finnischen Zentralbank ist.
Da der Leitzins in der Euro-Zone mit zwei Prozent im Vergleich etwa zu den USA oder Japan relativ weit von der Null-Linie entfernt ist, ist die EZB noch nicht unter ähnlich hohem Druck wie andere Notenbanken. Trichet hat jedoch zuletzt immer wieder betont, dass er für die Zukunft nichts ausschließen wolle.
Quelle: ntv.de