Siemens will Schadenersatz Ex-Manager sollen zahlen
29.07.2008, 13:36 UhrIm Zusammenhang mit dem milliardenschweren Schmiergeldskandal verlangt der Elektrokonzern Siemens Schadenersatz von ehemaligen Zentralvorständen. Einen entsprechenden Beschluss habe der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am Dienstag gefasst, teilte die Siemens AG mit.
Siemens werde von elf ehemaligen Zentralvorständen im Zuge der Korruptions- und AUB-Affären Schadenersatz verlangen, hieß es. Die Manager der Jahre 2003 bis 2006 würden belangt, weil sie ihre Organisations- und Aufsichtspflichten angesichts illegaler Geschäftspraktiken und Bestechung vernachlässigt hätten.
Zu den Betroffenen gehören neben den ehemaligen Konzernchefs Heinrich von Pierer und Klaus Kleinfeld auch die Spitzenmanager Johannes Feldmayer, Thomas Ganswindt, Edward Krubasik, Rudi Lamprecht, Heinz-Joachim Neubürger, Jürgen Radomski, Uriel Sharef, Günter Wilhelm und Klaus Wucherer.
Bevor Siemens die Klage gegen die einstigen Geschäftsverantwortlichen einreiche, werde ihnen Gelegenheit gegeben, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. "Die Geltendmachung von Ansprüchen ergibt sich aus der Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber ihren Eigentümern", hieß es. Konkrete Summen oder Termine nannte der Konzern nicht.
Erhebliche Versäumnisse
Das Unternehmen lastet der früheren Siemens-Spitze dem Vernehmen nach erhebliche Versäumnisse während ihrer Amtszeit an. So sollen sie Hinweisen auf schwarze Kassen im Unternehmen nicht konsequent genug nachgegangen sein.
Siemens selbst hatte stets betont, immer mögliche Schadenersatzansprüche zu prüfen. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" wollen sich die ehemaligen Siemens-Zentralvorstände gegen etwaige Forderungen zur Wehr setzen. Dies hätten ihre Anwälte angekündigt.
Am Montag war im ersten Strafprozess um den Schmiergeld-Skandal bei Siemens ein ehemaliger Manager der Siemens-Festnetz-Sparte ICN zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und einer Geldstrafe verurteilt worden. Insgesamt geht es im größten Korruptionsskandal der deutschen Wirtschaftsgeschichte um 1,3 Mrd. Euro an dubiosen Zahlungen, die vermutlich als Bestechungsgeld im Ausland eingesetzt wurden.
Abgesehen von der Aufarbeitung des Schmiergeldskandals gibt Siemens eine Lösung für die Telefonanlagen-Sparte SEN bekannt. Nach zweijähriger Suche hat der Konzern einen Partner für SEN gefunden. Das Geschäft werde zu 51 Prozent von dem US-Investor Gores Group übernommen, teilte Siemens mit. Der Elektrokonzern will mit 49 Prozent an Siemens Enterprise Communications beteiligt bleiben.
Quelle: ntv.de