Montagewerke erhalten Fiat bezirzt Politik
04.05.2009, 22:51 UhrEin Fiat-Einstieg bei Opel könnte das Aus für das Werk des deutschen Autobauers in Kaiserslautern bedeuten. Fiat-Chef Sergio Marchionne erläuterte am Montag in Berlin Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sein Konzept, das nach Worten des Ministers den Erhalt aller Endmontagewerke vorsieht. Damit wären die Opel-Werke in Rüsselsheim, Eisenach und Bochum nicht gefährdet, wohl aber der Betrieb in Kaiserslautern. Insgesamt würde das Fiat-Engagement bei Opel Arbeitsplätze kosten, aber nach Marchionnes Worten nicht in dramatischem Umfang. Guttenberg nannte das Konzept des italienischen Konzerns interessant. Es basiere aber auf hohen staatlichen Milliardenhilfen.
Der Fiat-Konzern will mit der Übernahme von Opel und dem Einstieg bei Chrysler in den USA zum größten europäischen und zweitgrößten Autokonzern weltweit aufrücken. "Fiat will ohne eigene Schulden in dieses Geschäft (von Opel) einsteigen", erläuterte Guttenberg. Es gebe aber einen "finanziellen Überbrückungsbedarf" aus Schulden der Opel-Mutter General Motors und Pensionsverbindlichkeiten, der sich nach Fiat-Schätzungen europaweit auf zwischen fünf und sieben Milliarden Euro belaufe. Hierfür strebe Fiat staatliche Bürgschaften und Garantien der europäischen Staaten an, in denen GM aktiv ist. Was das für Deutschland bedeuten würde, sei offen.
Guttenberg: Ein interessanter Ansatz
"Ich habe diesen Plan entgegengenommen, und er wird von unserer Seite einer entsprechenden Bewertung unterzogen werden", kündigte Guttenberg an. Die Regierung warte zudem auf Details zum Alternativkonzept von Magna. Der österreichisch-kanadische Zulieferer hatte als zweiter öffentlich sein Interesse an Opel bekundet. Eine Entscheidung über die Konzepte steht aber kurzfristig nicht an. Zum Fiat-Plan befand der Minister: "Das ist ein interessanter Ansatz, ohne Frage." Er bringe aber ein erhebliches Maß an Finanzierungskosten mit sich. Für die Regierung sei von entscheidender Bedeutung, dass eine etwaige Lösung für Opel eine langfristig tragfähige sein müsse.
Guttenberg appellierte zudem an die Opel-Mutter General Motors, die Bemühungen um eine Lösung für ihr Europageschäft zu unterstützen. Bislang habe sich die US-Mutter, die am Donnerstag Zahlen für das erste Quartal 2009 vorlegen will, nicht als sonderlich leichter Partner erwiesen, sagte er.
Marchionne auf Werbe-Tour
Fiat-Chef Marchionne warb auch bei Kanzleramtsminister Thomas de Maiziere sowie Außenminister und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier für sein Konzept und wollte auch Opel-Betriebsratschef Klaus Franz treffen. Steinmeier sagte nach dem Gespräch mit Marchionne, oberstes Ziel sei der Erhalt von Opel-Arbeitsplätzen "inklusive aller Opel-Standorte in Deutschland". Die rheinland-pfälzische Landesregierung nannte die von Fiat geplante Schließung des Werks Kaiserslautern mit seinen 3000 Beschäftigten nicht akzeptabel.
Das italienische Unternehmen erwägt die Ausgliederung seiner Autosparte und deren Zusammenlegung mit Chrysler und der Europasparte von General Motors. Zum Namen des neuen Unternehmens sagte Marchionne der "Financial Times": "Fiat/Opel hört sich für mich gut an." Er will das Geschäft möglichst bis Ende Mai abschließen. Ein fusionierter Konzern könnte nach Fiat-Vorstellungen einen Jahresumsatz von 80 Milliarden Euro erreichen und sechs bis sieben Millionen Autos im Jahr herstellen. Er würde dann zur weltweiten Nummer zwei hinter dem japanischen Autobauer Toyota Motor aufsteigen und in Europa vor Volkswagen liegen.
Auf Arbeitnehmerseite und in Teilen der Politik trifft Marchionne weiter auf Vorbehalte. Der IG-Metall-Funktionär und Opel-Aufsichtsrat Armin Schild ließ im ZDF erneut Skepsis gegen einen Einstieg von Fiat bei Opel erkennen.
Die schwedische Regierung bestätigte derweil Kontakte mit Fiat. Dabei sei es um die schwächelnde GM-Tochter Saab gegangen, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Stockholm. Konkrete Entscheidungen gebe es nicht. Der US-Konzern hat zudem mehrere Interessenten für seine Marke Saturn. Eine Kaufvereinbarung solle noch dieses Jahr unter Dach und Fach gebracht werden, teilte GM mit.
"Es spricht nichts dafür"
Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht die Allianz dagegen skeptisch. "Man findet überhaupt keinen Grund, der dafür spricht. Das ist hochriskant, was da gemacht wird", sagte der Professor der Universität Duisburg-Essen bei n-tv. Er glaube, dass Fiat vor allem an den deutschen Staatszuschüssen interessiert sein, so Dudenhöffer weiter.
Quelle: ntv.de