Meldungen

Statt "sehr gut" nur noch "gut" Fitch erkennt BP-Probleme

Seit Wochen strömt Rohöl in den Golf von Mexico, und jeder einzelne Tropfen verdüstert die Perspektiven von BP. Der Aktienkurs bricht ein, der Börsenwert schwindet. Was am Markt längst jeder weiß, erreicht nun auch die Ratingagentur Fitch: Die Analysten schauen sich die BP-Note genauer an.

Demonstrativ beschmutztes BP-Logo an einer Tankstelle in Manhattan: Große Teile der US-Öffentlichkeit würden an BP mittlerweile ganz andere Noten vergeben.

Demonstrativ beschmutztes BP-Logo an einer Tankstelle in Manhattan: Große Teile der US-Öffentlichkeit würden an BP mittlerweile ganz andere Noten vergeben.

(Foto: REUTERS)

Im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hat die Ratingagentur Fitch ihre Bewertung des britischen Ölkonzerns BP gesenkt. Fitch stufte die Kreditwürdigkeit des Unternehmens von "AA+" auf "AA" ab, wie die Agentur mitteilte. Zudem setzte sie das Unternehmen zur Beobachtung auf eine Negativliste. Mit der Note "AA" ist BP trotzdem weiterhin als guter Kreditnehmer bewertet. In der Skala von Fitch entspricht das der dritthöchsten Notenstufe. Die Ratingagentur Moody's hatte BP bereits Anfang Mai abgewertet.

Fitch erklärte, die Ratingagentur rechne mit weiter steigenden Risiken für das Unternehmen nach der Explosion der Bohrinsel "Deep Water Horizon" vor rund sechs Wochen. Die Bohrinsel im Golf von Mexiko war am 20. April explodiert und gesunken. Seitdem strömen täglich Millionen Liter Öl ins Meer. BP gab allein die bislang entstandenen Kosten mit rund einer Milliarde Dollar an. Umgerechnet entspricht das einer Belastung von etwa 820 Mio. Euro.

Technisches Neuland am Meeresgrund: Wenn die Hurrikane kommen, wird es erst richtig schwierig.

Technisches Neuland am Meeresgrund: Wenn die Hurrikane kommen, wird es erst richtig schwierig.

(Foto: AP)

"Dem Unternehmen ist es bislang wiederholt nicht gelungen, das Ausströmen von Öl zu beenden. Es greift nun stattdessen auf Methoden zur Eindämmung zurück, die erst noch umgesetzt werden müssen und anfällig für wetterbedingte Störungen sind", erklärte Fitch. Die Ratingagentur warnte zudem ausdrücklich auch vor den negativen Folgen für das Unternehmen durch die straf- und zivilrechtlichen Ermittlungen der US-Regierung gegen BP. Fitch kündigte an, dass dem Ölkonzern eine weitere Abwertung bevorstehe. Nach Einschätzung der Fitch-Analysten drohen BP Iim schlimmsten Fall drohten BP Kosten für die Reinigung von Meer und Küste von bis zu fünf Milliarden Euro.

Bereits am Vortag hatte die deutsche Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung von einer existenziellen Bedrohung für BP gesprochen. "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass BP jetzt zu einem Übernahmekandidaten wird", sagte Kemfert bei n-tv.

Der Kurs der BP-Aktie zeigt deutlich, welche Bedeutung die Krise für den Konzern hat. Vor der Explosion auf der Bohrinsel "Deepwater Horizon" vor sechs Wochen war BP gemessen am Marktwert die größte britische Firma. Seitdem ist der Wert des Konzerns um rund 35 Prozent oder 70 Mrd. Dollar geschmolzen.

Mit weniger als 140 Mrd. Dollar ist BP inzwischen nur noch halb so viel wert wie Exxon und auch kleiner als der Rivale Royal Dutch Shell. Aktienhändler fragen sich bereits, ob die Aktie nun ein Schnäppchen ist oder sich langfristig als wertlos entpuppen wird.

So ungefähr stellt BP sich das mit den Entlastungsbohrungen vor.

So ungefähr stellt BP sich das mit den Entlastungsbohrungen vor.

(Foto: Reuters)

Der Analyst Dougie Youngson von der Bank Arbuthnot sagte, dass die Ölkatastrophe das Ende für BP bedeuten könnte. "Es geht hier längst nicht mehr darum, ob BP-Chef Tony Hayward gefeuert wird oder ob die Aktionäre geringere Dividenden ausgezahlt bekommen. Das hat den Geruch des Todes." BP könnte möglicherweise bald Kandidat für eine Übernahme durch ein anderes Unternehmen werden.

BP arbeitet derzeit an einem neuen Anlauf, den Ausfluss des Öls zumindest einzudämmen. Ferngesteuerte Roboter sollen unter Wasser die zerstörten Ölleitungen an dem Bohrloch entfernen und eine Kuppel über dem Loch installieren. Ein ähnlicher Versuch war zuvor aber gescheitert. Auch diesmal treten Probleme auf.

Ist die Kuppel erst einmal installiert, soll das austretende Öl aufgefangen und dann abgepumpt werden. Bei BP geht man allerdings davon aus, dass das Leck erst im August endgültig geschlossen werden kann, wenn Entlastungsbohrungen vorgenommen wurden.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen