Zeit für HRE läuft ab Flowers droht Enteignung
30.04.2009, 12:58 UhrNach der Absage von US-Investor J. C. Flowers an das Kaufangebot des Bundes wird eine Enteignung der Aktionäre der Hypo Real Estate (HRE) immer wahrscheinlicher. Finanzminister Peer Steinbrück sagte in Berlin, wenn Flowers das Angebot nicht annehme, dann werde es eine Enteignung geben. Die Preisvorstellungen des US-Investors seien zu hoch.
Steinbrück verwies darauf, dass die HRE-Aktionäre im Grunde schon enteignet seien. Denn das Institut existiere nur noch dank der Finanzhilfen von 102 Mrd. Euro. Die Aktionäre einschließlich Flowers seien vom Markt enteignet worden. Die First, die der staatliche Rettungsfonds gesetzt hat, läuft am 4. Mai ab.
"Soll er klagen"
Einer möglichen Klage von Flowers sieht Steinbrück "ganz gelassen" entgegen: "Soll er klagen, ist sein gutes Recht." An dem weiteren Verfahren ändere sich nichts. Zunächst werde das Auslaufen der Annahmefrist für das Kaufangebot des Bundes am 4. Mai abgewartet. Dann werde sich zeigen, was sich daraus ergebe, sagte Steinbrück. "Aber die Vorstellung von Herrn Flowers, er könnte mit Preisen und Angeboten rechnen, die darüber hinausgehen, ist schlicht ein Irrtum", sagte der Minister. Auf die Frage, ob der Bund bei einem zu geringen Interesse der HRE-Aktionäre an dem Kaufangebot mehr Kapital für das Institut bereitstellen müsse, sagte Steinbrück: "Ich spekuliere darüber nicht."
J.C. Flowers hatte das Angebot mit der Begründung abgelehnt, dass die die Aktien mehr wert sind als die 1,39 Euro, die der Bund den Aktionären bietet. Der US-Investor ist zudem davon überzeugt, dass die HRE "unter dem neuen Management mittelfristig wieder ein nachhaltig erfolgreiches Unternehmen werden kann".
Flowers und ihm verbundene Investoren hielten zuletzt rund 22 Prozent der Aktien. Nur ein kleiner Teil von ihnen, die weniger als ein Prozent der Aktien hielten, würden das Angebot annehmen, hieß es. Die anderen hätten sich dagegen entschieden. "Als längerfristig orientierte Investoren wollen wir das Unternehmen auf dem Weg in die Zukunft begleiten", teilte Flowers mit.
Kein Interesse an Offerte
Die Offerte des Bundes wird nur schleppend bzw. kaum angenommen. Bis Montagabend und damit eine Woche vor Auslaufen der Annahmefrist sicherte sich der Bund mit dem Kaufangebot lediglich weitere 3,61 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte. Aktuelle Zahlen gibt es nicht. Zusammen mit dem seit Ende März gehaltenen HRE-Anteil war der Staat damit Anfang der Woche mit 12,27 Prozent an dem angeschlagenen Immobilienfinanzierer beteiligt.
Die Hypo Real Estate stand im vergangenen Jahr wegen der Schwierigkeiten ihrer Tochter Depfa Bank kurz vor dem Kollaps und wird seitdem mit insgesamt 102 Mrd. Euro an Garantien und Kapital am Leben gehalten. Über weitere Hilfen wird bereits verhandelt. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung liegt der weitere Kapitalbedarf bei bis zu 20 Mrd. Euro.
Klage zurückgewiesen
Durch den Absturz des Aktienkurses der HRE hatten im vergangenen Jahr zahlreiche Aktionäre viel Geld verloren. Mehrere Dutzend von ihnen zogen mit Schadenersatzforderungen vor Gericht. Die HRE wies die Forderungen zurück. In einem beim Landgericht München eingereichten 212-seitigen Schriftstück argumentiert die HRE nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung", der Niedergang der Bank sei allein durch die Entwicklung nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers ausgelöst worden. Der anschließende Vertrauensverlust unter den Banken sei für niemanden vorhersehbar gewesen. Die HRE habe ihre Aktionäre korrekt unterrichtet und nicht grob fahrlässig gehandelt.
Quelle: ntv.de