Qimonda lässt grüßen Fujitsu gliedert Chipsparte aus
21.01.2008, 10:38 UhrDer japanische Chiphersteller Fujitsu spaltet seine angeschlagene Halbleitersparte ab. Das Chipgeschäft in eine eigenen Gesellschaft auszulagern, solle zu einer schnelleren Entscheidungsfindung führen, teilte der Konzern mit. Der Zweig des Elektronikriesen hatte zuletzt massiv unter dem rapiden Preisverfall seiner Produkte und schwindenden Gewinnen zu leiden. Der Auftakt für eine Konsolidierung der Branche in Japan dürfte die Ausgliederung allerdings nicht sein. Analysten erwarteten, dass Fujitsu das neue Unternehmen mangels Kaufinteressenten noch einige Zeit als Tochter führen werde.
Zudem dürfte der Schritt die Bildung von Kooperationen mit anderen Chipherstellern vereinfachen, hieß es. In der japanischen Halbleiter-Industrie schließen sich die Anbieter zunehmend zu Entwicklungsallianzen zusammen, um die explodierenden Kosten zu schultern. Einen neuen Chip mit immer kleineren Strukturen zur Serienreife zu bringen kostet mittlerweile locker mehrere Milliarden Euro. Daher haben unter anderem haben Infineon, IBM und Samsung eine Zusammenarbeit angekündigt.
Ein schnelles Ende der Probleme bei Fujitsu bedeutet die Ausgliederung nach Auffassung von Experten nicht. Eine Neuorganisation ohne einen Eigentümerwechsel sei bedeutungslos, sagte der IT-Berater Yoshihisa Toyosaki. "Das ist der Beginn einer typisch japanischen Konsolidierung - es ist ein langwieriger Prozess mit vielen Zwischenschritten."
Qimonda bis heute ein Ladenhüter
In der Halbleiterwelt waren Abspaltungen von Segmenten bislang schwierig und oft von wenig Erfolg geprägt. Die Münchener Infineon brachte im Sommer 2006 seine Speicherchiptochter Qimonda nur mit großer Mühe an die New Yorker Börse und sitzt nach wie vor auf einer Dreiviertelmehrheit. Obwohl sich der Wert der Qimonda-Aktie seither mehr als halbiert hat, findet die Mutter keinen Käufer und will den bis Anfang 2009 verbleibenden Rest an seine Aktionäre verschenken. Auch die japanische Sanyo hatte mit dem Verkauf seiner Chiptochter kein Glück. Die Verhandlungen mit Advantage Partners scheiterten. Die Gespräche wurden bei einem anvisierten Kaufpreis von 1,22 Milliarden Dollar abgebrochen. Lediglich der niederländische Philips-Konzern konnte die Mehrheit seines Halbleitersegments NXP an eine Reihe von Finanzinvestoren verkaufen.
So setzt Fujitsu-Chef Hiroaki Kurokawa zunächst auf Kosteneinsparungen bei der Halbleitertochter, die eine breite Palette von Chips für die Unterhaltungselektronik- und Computerindustrie herstellt. "Unsere Kunden loben immer wieder die Qualität unserer Produkte. Das wichtigste Thema ist Kostenbewusstsein - viele Erzeugnisse sind zu teuer und haben Fähigkeiten, die unsere Kunden nicht unbedingt brauchen", sagte er. Das Entwicklungszentrum für die modernsten Halbleiter werde von Tokio ins zentraljapanische Werk Mie verlagert.
Quelle: ntv.de