Keine Streiks bis Mittwoch GDL sammelt sich
05.11.2007, 07:38 UhrDie Lokführer-Gewerkschaft GDL verzichtet bis Mittwoch auf weitere Streiks. Wie die GDL am Montag in Frankfurt am Main mitteilte, wollen an diesem Tag der Hauptvorstand und die Tarifkommission über das Urteil des sächsischen Landesarbeitsgerichts in Chemnitz beraten, nach dem sie nun auch im Güter- und Fernverkehr die Arbeit niederlegen darf. Für Mittwochnachmittag, 14.30 Uhr, lud die GDL zu einer Pressekonferenz ein und kündigte an, bis dahin werde es keine Arbeitskämpfe geben.
Die GDL-Gremien sollen aber über weitere Streiks entscheiden, wenn die Bahn kein verbessertes Angebot vorlegt. "Wir fordern ein verhandlungsfähiges Angebot in Form eines eigenständigen Tarifvertrags. Sollte der Bahnvorstand dem nicht nachkommen, provoziert er Arbeitskämpfe", sagte der stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende Claus Weselsky. In diesem Fall würde die GDL mit Streiks im Güterverkehr beginnen. Das bisherige Angebot der Bahn kritisierte er erneut als völlig unzureichend.
Danach solle die GDL den Tarifabschluss der Tarifgemeinschaft der konkurrierenden Gewerkschaften Transnet und GDBA mit einer 4,5-prozentigen Entgelterhöhung und einer Einmalzahlung von 600 Euro für das Jahr 2007 übernehmen. Für Überstunden sei letztlich nur eine Einmalzahlung von 1.400 Euro vorgesehen. Wenn die Arbeitnehmer bereit seien, die Wochenarbeitszeit von 41 auf 43 Wochenstunden zu erhöhen, könnten sie diese "großzügig" bezahlen lassen. "Es reicht nicht, in 2007 rund 100 Mehrleistungsstunden, die ohnehin schon erbracht wurden, zu vergüten, sowie die Arbeitszeit im kommenden Jahr um zwei Stunden auf 43 Wochenstunden mit Lohnausgleich zu erhöhen", betonte Weselsky.
Zuvor hatte es Verwirrung über den Zeitpunkt weiterer GDL-Streiks gegeben. Äußerungen von GDL-Chef Manfred Schell über einen Verzicht auf Arbeitsniederlegungen im Güterverkehr in dieser Woche hatte die Gewerkschaft am Sonntagabend wieder zurückgezogen.
Die Deutsche Bahn AG kritisierte den Wirrwarr um die GDL-Streikpläne scharf. "Das Chaos in der GDL-Führung wird immer schlimmer", kommentierte Konzernsprecher Oliver Schumacher in Berlin. "Dieses Durcheinander ist das einzig Beständige bei der GDL", kritisierte er. Offenbar wüssten ihre Funktionäre selbst nicht mehr, was sie wollten.
"Ein Fehler von mir"
Die Sprecherin der GDL, Gerda Seibert, ließ am Montag weiter offen, ob und wann es in dieser Woche zu neuen Streiks kommt. Es gebe noch keinen Termin für neue Aktionen, sagte sie. "Der Vorstand wird das erst in dieser Woche entscheiden." Die Verwirrung vom Sonntag über den Zeitpunkt neuer Streiks nahm Seibert auf ihre Kappe. "Das war ein Fehler von mir." Wenn es zu weiteren Bahnstreiks komme, "wollen wir mit dem Güterverkehr beginnen, fügte die GDL-Sprecherin hinzu. Danach sehen wir weiter."
Nach dem Urteil des sächsischen Landesarbeitsgerichts vom Freitag dürfen die Lokführer nicht mehr nur im Nahverkehr, sondern auch im Güter- und Fernverkehr streiken.
Beeintr ächtigungen des Zugverkehrs im Norden
Ein unangekündigter Streik der GDL beeinträchtigte am Montagmorgen mehrere Strecken einer Privatbahn in Schleswig-Holstein. Von Betriebsbeginn um 03.30 Uhr bis um 09.00 Uhr streikten die Lokführer bei der AKN und dem Tochterunternehmen Schleswig-Holstein-Bahn, wie der Bezirksvorsitzende der GDL Nord in Hamburg mitteilte. Betroffen waren die Verbindungen zwischen Hamburg und Eidelstedt, Norderstedt und Henstedt-Ulzburg sowie Neumünster und Büsum.
Während die GDL in ihrem Tarifkampf mit der Deutschen Bahn ihre Streiks in der Regel vorzeitig ankündigt, setzt sie nach eigenen Angaben bei der AKN auf eine andere Taktik. "Die Streiks werden kurzfristiger angekündigt und sind dafür zeitlich nicht so ausgedehnt", sagte der Bezirksvorsitzende Norbert Quitter.
Quelle: ntv.de