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Experten empfehlen Insolvenz GM-Chef wirft das Handtuch

Die Expertengruppe der US-Regierung zur Bewertung der Sanierungskonzepte der kriselnden US-Autokonzerne hat sich offenbar für eine Insolvenz der Unternehmen ausgesprochen. Die "größte Chance" für den künftigen Erfolg der Autobauer General Motors (GM) und Chrysler "könnte in der Anwendung des Insolvenzrechtes" liegen, hieß es in dem Bericht der Arbeitsgruppe. Würden die Konzerne Gläubigerschutz beantragen, würde dies ihnen eine Neuausrichtung unter staatlicher Aufsicht erlauben. Die Unternehmen könnten sich dann leichter von Mitarbeitern trennen, um Kosten zu sparen, und wären vorübergehend von den Geldforderungen anderer Firmen geschützt.

Der Chef des von der Pleite bedrohten US-Autobauers General Motors, Rick Wagoner, hatte vor diesem Hintergrund auf Drängen des Weißen Hauses sein Amt abgegeben. Damit macht er den Weg frei für die vom Opel-Mutterkonzern geforderten weiteren Milliardenhilfen der US-Regierung. Nachfolger wird bis auf weiteres der bisherige Konzernvize und frühere Europa-Chef Fritz Henderson.

Die Auto Taskforce der US-Regierung hatte zuvor die bisherigen Sanierungspläne von GM und Chrysler als unzureichend zurückgewiesen. Die US-Regierung erhöht damit den Druck auf die um ihre Existenz kämpfenden Autobauer General Motors und Chrysler massiv und schwenkt auf einen härteren Kurs, der sowohl die beiden Unternehmen als auch die Gläubiger und Anleger überrascht haben dürfte.

Statt der geforderten Zusatzkredite über bis zu 30 Mrd. US-Dollar erhält GM nun lediglich eine Finanzierungszusage für die nächsten 60 Tage. In dieser Zeit soll der größte US-Autobauer unter neuer Führung einen weitreichenderen Sanierungsplan ausarbeiten und in Verhandlungen mit den Gläubigern und der Gewerkschaft die verlangten Einsparungen erreichen.


Nach den vorliegenden Plänen sei keiner der beiden Konzerne überlebensfähig, sagte ein Regierungsvertreter. Daher könnten vorerst keine zusätzlichen Hilfen bewilligt werden. Von weiterer Unterstützung für GM hängt auch die Entscheidung der Bundesregierung über eine Hilfe für Opel ab.

Der Opel-Betriebsrat begrüßte den Chefwechsel bei der Konzernmutter. "Der Schritt war überfällig", sagte Betriebsratschef Klaus Franz. Henderson habe den Plan für die Herauslösung von Opel aus dem kriselnden Mutterkonzern klar vorangetrieben, sagte Franz. Er stehe für Dezentralismus und die Eigenständigkeit der Regionen, während Wagoner "der Inbegriff des gescheiterten zentralistischen Systems" sei. Henderson positioniere sich klar und stehe zu seiner Linie und seinen Entscheidungen.

Hoffen auf Rettung

Eine Pleite von GM will die US-Regierung zwar möglichst vermeiden, sie schließt aber bislang eine geordnete Insolvenz als letzten Weg auch nicht völlig aus. GM und Chrysler haben bisher insgesamt 17,4 Mrd. US-Dollar an Staatskrediten erhalten. Die Opel-Mutter will zusätzliche 16,6 Mrd. Dollar, Chrysler fünf Milliarden.

Wie das "Wall Street Journal" berichtet, wurde Wagoner bereits am Freitag von Steven Rattner, dem Chefberater des von US-Präsident Barack Obama eingesetzten Arbeitsstabes zur Rettung der Autoindustrie, um den Rücktritt gebeten. Rattner habe die Bitte in einem persönlichen Gespräch mit Wagoner im Finanzministerium vorgetragen. Anschließend sei er mit Henderson zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammengetroffen.

Der seit 2000 an der Konzernspitze stehende Wagoner war wie auch der Rest des Direktoriums wegen seines Krisenmanagements in den vergangenen Monaten zunehmend in der Kritik geraten. Obama beklagte erst kürzlich, dass jahrelanges Missmanagement für einen Teil der Probleme in der US-Autobranche verantwortlich sei. Dieser Vorwurf trifft vor allem Wagoner, da Ford-Chef Alan Mulally und Chrysler-Chef Bob Nardelli vergleichsweise kurz auf ihren Posten sind und von außerhalb der Branche kamen. GM hat seit 2005 mehr als 80 Mrd. US-Dollar Verlust eingefahren.

Chrysler braucht Partner

Auch bei Chrysler zog die Regierung die Daumenschrauben an. Die Taskforce setzte der Tochter des Finanzinvestoren Cerberus eine Frist von 30 Tagen, um die Pläne für ein Bündnis mit dem italienischen Fiat-Konzern abzuschließen. Andernfalls würde der Staat den Geldhahn zudrehen, was zu einer Abwicklung des Unternehmens führen könnte.

Fiat stimmte in den Verhandlungen den Forderungen der Taskforce zu, mit weniger als den ursprünglich angedachten 35 Prozent bei Chrysler einzusteigen. Zudem dürfen die Italiener keinen Mehrheitsanteil übernehmen, solange Chrysler die Regierungshilfen nicht zurückgezahlt hat. Alleine sei Chrysler nicht überlebensfähig, betonte die Taskforce. Dazu sei das Unternehmen zu klein, die Produktpalette zu schwach und der Verlust an Marktanteilen in den USA zu groß.

Sollte Chrysler die Allianz mit Fiat und die geforderten Einsparungen zustande bekommen, könnte die Regierung dem Unternehmen mit bis zu sechs Milliarden Dollar unter die Arme greifen, verlautete aus Regierungskreisen. Bislang hatte Chrysler zusätzlich zu den bereits erhaltenen vier Milliarden weitere Kredite über fünf Milliarden Dollar beantragt.

Quelle: ntv.de

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