Hoher Ölpreis, starker Euro Gift für das Wachstum
05.01.2008, 09:29 UhrDer hohe Ölpreis, der vor wenigen Tagen erstmals die Marke von 100 Dollar pro Fass übersprang, belastet aus Expertensicht die deutsche Wirtschaft. "Wir werden die Ölpreisbelastung in diesem Jahr deutlich zu spüren bekommen", sagte der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel in einem dpa-Gespräch. Der Ölpreis werde sich auf das Wirtschaftswachstum schwächend auswirken. Nach seiner Prognose wird die Steigerung 2008 nur bei etwa 1,5 Prozent liegen.
Auch der Höhenflug des Euro gegenüber dem Dollar werde anhalten. "Ich schätze, dass wir am Ende zwischen 1,50 und 1,60 Dollar stehen." Die europäische Gemeinschaftswährung war am Freitag zeitweilig bis auf 1,4824 Dollar gestiegen.
Hickel rechnet in absehbarer Zeit nicht mit einem Rückgang des Ölpreises. "Er bleibt auf einem sehr hohen Niveau." Zwar schwanke der Preis spekulativ. "Aber selbst wenn er mal auf 90 Dollar zurückgeht, wird er ganz schnell nur durch die übertriebene Wahrnehmung von politischen Risiken in erdölexportierenden Ländern wieder nach oben schnellen." Und das führe zu Kaufkraftverlusten bei privaten Konsumenten und vor allem zu Kostenerhöhungen bei den Unternehmen.
Als weiteren Risikofaktor für das Wirtschaftswachstum sieht Hickel den hohen Eurokurs gegenüber dem Dollar. Zwar würden dadurch die in Dollar abgerechneten Waren in den Euro-Ländern billiger. "Hätten wir nicht die Euroaufwertung, hätten wir noch einen viel höheren Ölpreis in Euro zu zahlen." Doch der Nachteil sei, dass in diesem Jahr die vom Dollar abhängige Exportwirtschaft spürbare Belastungen hinzunehmen hat. "Die großen Preisnachteile schwächen die Position innerhalb der internationalen Konkurrenz."
Erh öhung der Kreditzinsen
Als drittes Belastungskriterium sieht Hickel die internationale Finanzmarktkrise. "Banken werden in ihren Bilanzen im Frühjahr erst das ganze Ausmaß offen legen." Mit weiteren Wertberichtigungen oder Abschreibungen sei zu rechnen. Hickel rechnet deshalb mit einer Erhöhung der Kreditzinsen von etwa einem Prozentpunkt. "Das trifft vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die von Krediten abhängig sind."
Quelle: ntv.de