Beratung über Kapitalspritze Größerer LBBW-Verlust?
09.02.2009, 17:41 UhrDer Verlust der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) könnte für das vergangene Jahr deutlich höher ausfallen als die bisher erwarteten zwei Mrd. Euro. Die Führung der größten deutschen Landesbank halte auch ein Minus von 2,2 Mrd. Euro für möglich, verlautete aus Kreisen der Trägerversammlung. Ein Sprecher der Bank wollte dies nicht kommentieren. Trägerversammlung und Verwaltungsrat berieten über die geplante Kapitalspritze von fünf Mrd. Euro und über das künftige Geschäftsmodell des massiv von der Finanzkrise getroffenen Instituts.
Einzelheiten über den weiteren Kurs der LBBW sollen allerdings erst festgelegt werden, wenn die Ergebnisse der dazu in Auftrag gegebenen Gutachten vorliegen. Dies ist für den 16. Februar geplant. Die Unternehmensberatung Roland Berger hat dem Vernehmen nach jedoch in der Trägerversammlung bereits einen Zwischenbericht vorgelegt.
Angaben aus Finanzkreisen zufolge sind beim Geschäftsmodell keine grundlegenden Kurskorrekturen notwendig. Wichtigste Säulen sollen demnach weiter das Geschäft mit mittelständischen Unternehmen und Privatkunden sowie das Kapitalmarktgeschäft sein. Hier soll allerdings das Kreditersatzgeschäft abgeschmolzen werden. Dafür soll das Mittelstandsgeschäft weiter ausgebaut werden. Im Vergleich zu anderen Landesbanken ist die LBBW schon heute im Unternehmens- und Privatkundengeschäft relativ breit aufgestellt. Derzeit hat das Institut eigenen Angaben zufolge rund eine Mio. Privatkunden und 25.000 Unternehmenskunden.
Rettungsschirm als Alternative
In der zweiten März-Hälfte wollen die Eigner endgültig über die geplante Kapitalspritze von fünf Mrd. Euro entscheiden. Zuletzt soll jedoch neben der Stadt auch der Sparkassenverband Zweifel angemeldet haben. Als Alternative könnte die LBBW auch unter den Bankenrettungsschirm SoFFin schlüpfen. Gespräche mit dem SoFFin gebe es derzeit aber nicht, sagte ein LBBW-Sprecher.
Der Steuerzahlerbund mahnte unterdessen, das Land dürfe die geplante Kapitalerhöhung nicht durch neue Schulden finanzieren. "Es muss bei der Nullverschuldung bleiben, sonst brechen die Dämme", sagte Verbandschef Wilfried Krahwinkel. Eine staatliche Anleihe für die Kapitalspritze sei akzeptabel. Ansonsten müsse die LBBW den Bankenrettungsfonds des Bundes in Anspruch nehmen. Gemäß seinem Anteil von 35,6 Prozent müsste das Land knapp 1,8 Mrd. Euro zur Kapitalerhöhung beisteuern.
In Finanzkreisen hieß es, es gebe keine Anzeichen dafür, dass die fünf Mrd. Euro nicht ausreichten. Derzeit liege für 2008 noch kein "komplettes Zahlenwerk vor". Die Bank kämpft neben den Belastungen aus der Finanzkrise vor allem mit einem kräftigen Anstieg der Risikovorsorge - diese soll laut Kreisen auf eine halbe Milliarde Euro hochgeschnellt sein. 2007 lag die Risikovorsorge noch bei 186 Mio. Euro. Mit der Erhöhung will sich die Bank gegen mögliche Kreditausfälle wappnen. Wegen der Wirtschaftskrise steigt die Gefahr, dass Kreditnehmer ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können.
Zuvor war die Bank wegen der Finanzkrise bereits tief in die roten Zahlen gerutscht. Nach neun Monaten hatte LBBW-Chef Siegfried Jaschinski bereits ein Minus von rund 800 Mio. Euro eingeräumt. Im Oktober sollen angeblich weitere 800 Mio. Euro Verlust hinzugekommen sein. Mit der Vorlage der vorläufigen Zahlen für 2008 wird im März gerechnet.
Quelle: ntv.de