Einigung auf Bundeshilfen HRE mit dickem Minus
12.11.2008, 07:37 UhrDer schwer angeschlagene Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) hat im dritten Quartal einen vorläufigen Verlust von 3,1 Mrd. Euro vor Steuern gemacht. Das Unternehmen teilte am frühen Mittwochmorgen in München weiter mit, das negative Ergebnis basiere besonders auf Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte bei der Tochter Depfa in Höhe von 2,5 Mrd. Euro. Der Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers und die Bankenkrise in Island hätten ebenfalls negative Auswirkungen gehabt.
Die Hypo Real Estate Group wird den vollständigen Zwischenbericht zum 30. September 2008 erst am Mittwoch der kommenden Woche vorlegen. Zunächst war der heutige Mittwoch genannt worden.
Die Hypo Real Estate Group erwartet für das vierte Quartal weitere Ergebnisbelastungen. Insgesamt bleibe das Marktumfeld schwierig, schrieb das Unternehmen. Die Kosten für das 50 Mrd. Euro umfassende Rettungspaket würden auch das Ergebnis des Jahres 2009 belasten. Die Hypo Real Estate Group wird den vollständigen Zwischenbericht zum 30. September 2008, anders als bislang angekündigt, nicht am 12. November, sondern am 17. November 2008 vorlegen.
50-Milliarden-Euro-Faszilität
Die HRE hat unterdessen die versprochene Unterstützung aus dem Bankenrettungspaket erhalten. Man habe sich mit einem Finanzkonsortium, der Deutschen Bundesbank und der Bundesregierung über die vom Bund teilweise garantierte Liquiditätsfazilität in Höhe von 50 Mrd. Euro abschließend geeinigt, teilte HRE am Mittwoch mit.
Die entsprechende Vertragsdokumentation sei unterzeichnet beziehungsweise unterschriftsreif. Die Bereitstellung der Mittel sei für den 13. November 2008 vorgesehen. Vorbehaltlich einer Verlängerung der Bundesgarantie über den 31. März 2009 hinaus habe die Kreditlinie eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2009.
Analyst Michael Dunst von der Commerzbank war vor wenigen Tagen in einer Studie davon ausgegangen, dass wegen Abschreibungen auf Positionen der Tochter Depfa Bank und Verlusten aus anderen Engagements mit einem Nettoverlust von 2,6 Mrd. Euro zu rechnen sei.
Die Hypo Real Estate konnte Anfang Oktober nur durch ein 50 Mrd. Euro schweres Rettungspaket vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Der Münchner Konzern war in finanzielle Schwierigkeiten geraten, weil seine Tochter Depfa langfristige Finanzierungen kurzfristig nicht mehr refinanzieren konnte.
Bereits im vergangenen Jahr war der Gewinn der HRE vor allem wegen der Finanzkrise und auch durch die Übernahme der Depfa zurückgegangen. Im zweiten Quartal dieses Jahres sackte das Ergebnis dann von 320 Mio. Euro vor Steuern auf nur noch 40 Mio. Euro ab. Ein Abrutschen in die roten Zahlen war nur durch die weitgehende Auflösung einer Ende 2007 gebildeten Reserve verhindert worden.
Ministerium über Probleme informiert
Wie am Dienstag bekannt wurde, wusste das Bundesfinanzministerium deutlich früher von möglichen Problemen beiHypo Real Estate und dessen irischer Tochter Depfa als bisher bekannt. Das geht aus einem Bericht des Ministeriums hervor, den der Finanzausschuss des Bundestags angefordert hatte und der der "Süddeutschen Zeitung" vorliegt.
Das Finanzministerium kann aber alle Vorwürfe widerlegen. Im Fall HRE habe es "keine Hinweise" gegeben, "die präventives Handeln notwendig hätten erscheinen lassen können".
Quelle: ntv.de