"Extrem schwierige Märkte" HRE stellt Ziele infrage
10.03.2008, 17:24 UhrDie Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) wird angesichts der schwelenden Finanzkrise vorsichtiger. HRE-Chef Georg Funke hat jetzt vor Mitarbeitern die Geschäftsziele für das laufende Jahr infrage gestellt. "Wie alle Finanzinstitute weltweit haben wir es mit extrem schwierigen Märkten zu tun", schrieb Vorstandschef Funke in einem internen Brief an die Mitarbeiter des Münchner Konzerns. "Das Erreichen unserer angestrebten Ziele bleibt möglich, ist aber sicherlich schwieriger geworden und hängt zu einem großen Maße von der künftigen Entwicklung der Märkte ab."
Für 2008 peilt die Hypo Real Estate, die für gut fünf Milliarden Euro den Staatsfinanzierer Depfa Bank übernommen hat, einen Vorsteuergewinn von 1,0 bis 1,2 Mrd. Euro an. Die Nettorendite auf das Eigenkapital - die wichtigste Kennziffer für die Rentabilität von Banken - soll zwischen zehn und zwölf Prozent liegen.
Das Dax-Unternehmen hatte Mitte Januar die Investoren an der Börse völlig überraschend mit Abschreibungen von 390 Mio. Euro auf ein US-Wertpapierportfolio geschockt. Zuvor hatte die Bank stets behauptet, nicht von der US-Immobilienkrise und ihren heftigen Nachwehen an den weltweiten Börsen betroffen zu sein. Als die Abschreibungen veröffentlicht wurden, verlor die Aktie der Hypo Real Estate an nur einem Tag 35 Prozent.
Sie hat sich seitdem nicht wieder erholt, obwohl die Münchner im Vergleich mit anderen Banken noch vergleichsweise glimpflich davongekommen sind. Zum Wochenstart kamen die Papiere erneut unter die Räder: Sie büßten zeitweise fünf Prozent auf 15,77 Euro ein und waren größter Verlierer im Leitindex Dax.
Der Vorsteuergewinn des fusionierten Konzerns brach 2007 wegen der Abschreibungen um gut ein Viertel auf 890 Mio. Euro ein. Die angepeilte Nettorendite von zwölf Prozent wurde vorläufigen Erkenntnissen zufolge nicht erreicht, die Dividende für vergangenes Jahr soll um zwei Drittel auf 50 Cent je Aktie gekürzt werden.
In der Kernsparte der Hypo Real Estate mit gewerblichen Immobilienfinanzierungen sei das Neugeschäft im Januar und Februar verhalten gewesen, hieß es in dem Mitarbeiterbrief weiter. In der Staatsfinanzierung sei das Jahr erfreulich angelaufen. Die Nettomargen seien gestiegen. In der Infrastrukturfinanzierung seien die ersten Monate "moderat" gewesen.
Entspannung an der Klage-Front
Wegen der gut fünf Milliarden Euro teuren Übernahme der Staatsfinanzierers Depfa muss die Hypo Real Estate keinen juristischen Ärger mehr fürchten. Die Cosmas GmbH habe eine Klage gegen die Hypo Real Estate zurückgezogen, bestätigte ein Sprecher der Bank. Der Aktionär der Hypo Real Estate hatte eine Abstimmung aller Eigentümer über den Kauf der Depfa Bank gefordert. Das Landgericht München hatte aber bereits im November angedeutet, dass eine entsprechende Klage der Cosmas GmbH kaum Aussicht auf Erfolg habe.
Die Depfa-Übernahme war eine der größten Bankenfusionen in Deutschland seit Jahren. Damit stieg die Hypo Real Estate zur Nummer eins in der Hypotheken-, Infrastruktur- und Staatsfinanzierung auf und liegt nun noch vor der zur Commerzbank gehörenden Eurohypo.
Quelle: ntv.de