Italienische Lösung? Hoffnung für Alitalia
23.04.2008, 10:55 UhrZur Rettung der angeschlagenen Fluggesellschaft Alitalia wollen dem künftigen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi zufolge italienische Unternehmen bald ein Übernahmeangebot vorlegen. Dies solle nach einer bis zu fünfwöchigen Buchprüfung geschehen, sagte Berlusconi. Namen von beteiligten Unternehmen nannte er allerdings nicht. Er sagte lediglich, dass Banken und Fluggesellschaften unter den Bietern sein würden. Auch eine italienische Lösung für Alitalia werde einen "schmerzhaften Stellenabbau" bedeuten, fügte der konservative Politiker hinzu.
Air France-KLM hatte am Dienstag ihr Angebot offiziell zurückgezogen. Die französisch-niederländische Fluggesellschaft war am Widerstand der Gewerkschaften mit ihren Alitalia-Plänen gescheitert. Während die jüngst abgewählte Mitte-Links-Regierung in der Air-France-Offerte die einzige Möglichkeit für Alitalia sah, hatte sich Berlusconi im Wahlkampf für eine italienische Lösung starkgemacht. Ferner hatte er im Wahlkampf behauptet, es stünden Dutzende italienischer Investoren bereit, um Alitalia zu übernehmen.
Kredit bewilligt
Unterdessen hat die italienische Regierung hat einen 300 Mio. Euro schweren Überbrückungskredit für Alitalia bewilligt. Der scheidende Ministerpräsident Romano Prodi sagte, die Summe sei auf Vorschlag seines gewählten Nachfolgers Silvio Berlusconi festgelegt worden. Nach dem Scheitern einer Übernahme durch Air France-KLM benötige dieser Zeit, um nach Alternativen Ausschau zu halten. Das Darlehen muss bis zum Jahresende zurückgezahlt werden.
Es sei gut, mit dem Überbrückungskredit einen Niedergang abzuwenden, sagte Berlusconi. Er wies gleichzeitig die Kritik von Prodi zurück, er habe sich auf inakzeptable Weise in die inzwischen abgebrochenen Verhandlungen mit Air France-KLM über eine Übernahme der Alitalia eingemischt. Das Nein der italienischen Gewerkschaften habe die Verhandlungen beendet, sagte Berlusconi. Er hoffe auf die italienische Investorengruppe zur Rettung der Fluggesellschaft.
Dieser neue Notfallkredit könnte aber die EU-Kommission auf den Plan rufen, die mit rechtlichen Schritten für den Fall weiterer Staatshilfen für Alitalia gedroht hatte. Dem aber könnte der Medienmogul mit einem geschickten Schachzug begegnen. Der 71-Jährige will seinen engen Vertrauten Antonio Tajani für den Posten des in diesem Fall zuständigen Verkehrskommissars vorschlagen, wenn wie geplant Justizkommissar Franco Frattini als Außenminister in sein Kabinett rückt.
Die römische Tageszeitung "La Repubblica" sprach von einem "politischen" Kredit, der Alitalia während des Übergangs von der Regierung Prodi zu Berlusconi über Wasser halten solle. Die Probleme der Airline blieben damit nach dem Ausschlagen des Air France-KLM-Angebots weiterhin ungelöst.
Der italienische Staat versucht seit längerem, sich von seinem Anteil von 49,9 Prozent an Alitalia zu trennen. Die fünftgrößte europäische Fluggesellschaft mit ihren 20.000 Beschäftigten gilt weithin als Sanierungsfall, der ohne einen drastischen Abbau von Arbeitsstellen nicht zu retten ist. Derzeit fliegt sie täglich einen Verlust von rund einer Million Euro ein.
Quelle: ntv.de