Rekordwert für Eurozone Industrieproduktion bricht ein
12.02.2009, 20:24 UhrDie Industrieproduktion der Eurozone ist im Dezember so stark gesunken wie noch nie zuvor. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum sei die Produktion im Dezember um 12,0 Prozent eingebrochen, teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg mit. Dies ist der stärkste Rückgang seit der erstmaligen Ermittlung der Daten im Jahr 1986. Im Vormonat war sie bereits um 8,4 Prozent gefallen.
Im Vergleich zum November sank die Industrieproduktion im Dezember um 2,6 Prozent. Ökonomen hatten im Schnitt einen Rückgang um 2,2 Prozent erwartet. Im November war die Produktion um revidiert 2,2 (zuvor 1,6) Prozent gefallen.
"Die Industrie des Euroraums befindet sich in einer Rezession, die frühere Schwächephasen an Tiefe und Breite in den Schatten stellt", schreibt die Postbank in einer Studie. "Der Rückgang der industriellen Aktivitäten erfolgte im Dezember auf extrem breiter Front." Zudem waren auch alle Mitgliedsländer, die bereits Zahlen vorgelegt haben, von dem Rückgang betroffen. Die höchsten Rückgänge im Vergleich zum Vormonat gab es in der Slowakei (-12,7%), Irland (-10,2%) und Deutschland (-4,9%).
Stabilisierung ab Frühjahr möglich
Die Industrieproduktion befindet sich nach Einschätzung der UniCredit im freien Fall. Die Daten deuteten auf eine anhaltend tiefe Rezession hin. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte angesichts der zugespitzten Konjunkturlage ihren Leitzins erneut um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent reduzieren. Dies dürfte laut UniCredit noch nicht das Ende der Zinssenkungen sein.
Die Postbank erwartet zu Beginn dieses Jahres eine Fortsetzung der Schwächephase. "Zumindest das erste Quartal dürfte weitere Produktionseinbußen bringen." Vor allem aufgrund der umfangreichen staatlichen Maßnahmen sei aber ab dem Frühjahr mit einer Stabilisierung zu rechnen.
EZB unter Druck
Unterdessen rechnet EZB-Präsident Jean-Claude Trichet mit einer wirtschaftlichen Erholung der Eurozone im Jahr 2010. Dies sei eine vernünftige Annahme, sagte er in Osnabrück. Zuvor müsse aber noch ein sehr schwieriges Jahr 2009 überstanden werden. "Die wirtschaftlichen Aussichten sind noch immer durch einen außergewöhnlich hohen Grad an Unsicherheit geprägt." Falls die Regierungen Spielraum hätten, könnten zusätzliche Stimulierungsmaßnahmen effektiv sein. Sie sollten sich aber auch Gedanken über Ausstiegsszenarien machen.
Die EZB kommt wegen der immer schärferen Rezession zunehmend unter Zugzwang, die Zinsen weiter zu senken. Mehrere EZB-Banker haben bereits angedeutet, dass sie eine geldpolitische Lockerung im März befürworten.
Quelle: ntv.de