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Welche Krise? JP Morgan gewinnt

Mit dem Finanzkonzern J.P. Morgan Chase hat bereits die dritte US-Großbank in Folge zum Jahresauftakt einen überraschend hohen Milliardengewinn eingefahren. Die Bank erzielte im ersten Quartal einen Überschuss von 2,1 Mrd. Dollar (1,6 Mrd. Euro). J.P. Morgan bleibt damit als eine der wenigen US- Großbanken bisher die gesamte Finanzkrise hindurch in der Gewinnzone. Anleger werteten die Zahlen als weiteres Signal für den möglichen Beginn einer Erholung der US-Finanzbranche.

Der Gewinn lag knapp zehn Prozent unter dem ersten Quartal des Vorjahres. Er fiel aber trotz erneut milliardenschwerer Belastungen durch Kreditpapiere deutlich höher aus als von Analysten erwartet. Die Erträge kletterten ebenfalls überraschend stark um 50 Prozent auf den Rekordwert von 26,9 Mrd. Dollar. Die Bank sei auch für den Fall einer verschärften Krise gut gerüstet, sagte Konzernchef Jamie Dimon laut einer Mitteilung in New York.

Nach den Worten Dimons möchte das Institut die Hilfen aus dem TARP-Programm der Regierung für die Finanzbranche so bald wie möglich zurückzahlen. Eine Beteiligung an dem Regierungsprogramm zur Auslagerung belasteter Wertpapiere mit staatlicher und privater Hilfe (PPIP) lehnte Dimon rundweg ab. Das Angebot sei "im Grunde irrelevant für JPMorgan Chase".

In den vergangenen Tagen hatten bereits die US-Finanzhäuser Wells Fargo und Goldman Sachs unerwartet hohe Milliardengewinne verkündet. Bei der Citigroup, die weltweit zu den größten Verlierern der Krise zählt, erwarten Experten jedoch an diesem Freitag erneut einen hohen Verlust.

Bilanzen weichgespült

Bei den jetzigen Zahlen ist der Tatsache Rechnung zu tragen, dass Banken und Unternehmen in den USA mittlerweile wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise mehr Spielraum bei ihren Bilanzen bekommen haben. Die für Bilanzierungsstandards zuständige US-Organisation FASB lockerte Anfang April die Regeln für die Bewertung von faulen Wertpapieren. Danach müssen die Unternehmen nicht mehr zum Marktwert bilanzieren, sondern illiquide Wertpapiere nach eigenem Gutdünken in ihren Büchern bewerten.

Mit der Lockerung sollte die Abwärtsspirale aus Abschreibungen, Notverkäufen und Preisverfall gestoppt werden. Banken und Unternehmen weisen geringere Verluste aus oder machen mehr Gewinn. Kritiker beklagen, dass hier lediglich Verluste und Risiken verheimlicht würden

Extrem viel abgeschrieben

Auch J.P. Morgan musste neuerlich Belastungen von zehn Mrd. Dollar für faule Papiere und die Kreditvorsorge verkraften. Dies sei "extrem viel", räumte Dimon ein. Bei einer weiteren Verschlechterung der Wirtschaftslage seien nochmalige Kosten wahrscheinlich. Angesichts dieser Warnungen stand die Aktie vorbörslich in einer ersten Reaktion unter Druck. Seit Anfang März hat sich der Börsenwert der Bank allerdings gut verdoppelt.

Die in der Branche wichtige Kernkapitalquote von J.P. Morgan lag Ende März bei 11,3 Prozent, ohne staatliche Milliardenhilfen hätte sie bei 9,2 Prozent betragen. In der Branche gilt angesichts der Krise eine Quote von zehn Prozent als angemessene Kapitalausstattung.

Aus der relativ starken Position heraus hatte sich J.P. Morgan im vergangenen Jahr den Großteil der zusammengebrochenen einst führenden US-Sparkasse Washington Mutual geschnappt. Zuvor hatte der Konzern in einem Notverkauf schon die Investmentbank Bear Stearns zum Schleuderpreis übernommen.

Nach den großen Zukäufen baut J.P. Morgan derzeit massiv Stellen ab. Allein seit Jahreswechsel fielen mehr als 5.000 Jobs weg. Die Bank sprach zuletzt von mindestens 12.000 Stellen, die gekürzt würden. Zum Quartalsende beschäftigte sie knapp 220.000 Mitarbeiter.

Quelle: ntv.de

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