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Jeder Zweite muss gehen Kahlschlag bei der HRE

Die schwer angeschlagene Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) will mehr als jede zweite Stelle streichen, um nach Milliardenlöchern wieder auf die Beine zu kommen. Von den rund 1800 Mitarbeitern müssten bis 2013 etwa 1000 gehen, kündigte der neue Vorstandschef Axel Wieandt am Samstag an. Zunächst sollen in den kommenden drei Jahren 800 Arbeitsplätze wegfallen, davon mindestens ein Drittel in Deutschland. Später trifft es dann noch 200 IT-Jobs. "Die Entscheidung war nicht einfach, insbesondere kurz vor dem Jahreswechsel", sagte Wieandt.

Auch die Konzernspitze wird weiter umgebaut: So muss unter anderem Finanzchef Markus Fell seinen Hut nehmen. Er hatte zusammen mit dem früheren HRE-Chef Georg Funke die Lage des Konzerns in der Finanzkrise lange schöngeredet. Die HRE werde gestärkt aus der Branchenkrise hervorgehen, hieß es immer wieder, bis die Gruppe im Herbst vor dem Kollaps stand und nur dank Hilfen des Staates und anderer Banken überleben konnte.

"Die Restrukturierung ist unerlässlich", erklärte der von der Deutschen Bank gekommene Wieandt in einer kurzfristig angesetzten Telefonkonferenz. So müsse die HRE ihr Geschäftsmodell umbauen, um sich für den Abschwung des Immobiliensektors zu rüsten. Künftig werde sich die Bank auf Immobilien- und Staatsfinanzierungen in Deutschland und Europa konzentrieren. Die Refinanzierung solle über Pfandbriefe erfolgen. Neugeschäft im Bereich Infrastrukturfinanzierungen werde es nicht mehr geben. Auch der Verkauf kleinerer Tochtergesellschaften werde erwogen. Die Bank erhofft sich von der schlankeren Aufstellung einen Rückgang der jährlichen Kosten bis 2011 um rund 200 Mio. Euro, bis 2013 sogar um rund 250 Mio Euro.

Abschwung im Immobiliensektor

Hauptgrund für die Misere bei dem im Jahr 2003 von der HypoVereinsbank abgespaltenen Institut ist ein akuter Liquiditätsengpass bei der irischen Staatsfinanzierungstochter Depfa. Dieser hatte die HRE an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Schließlich musste die Bank mit einer Kreditlinie von 50 Mrd. Euro aufgefangen werden und zapfte später den Rettungsfonds des Bundes an. Derzeit verhandelt der Vorstand über zusätzliche Hilfen aus dem Fonds. Die Neuaufstellung der HRE sei nötig, um weitere Unterstützung zu bekommen, sagte Wieandt. Analysten zufolge brauchen die Münchner mehrere Milliarden frisches Kapital sowie längerfristige Garantien für die Ausgabe von Schuldtiteln.

Der Umbau kostet den Konzern einmalig rund 400 Mio. Euro. Der Großteil davon werde im vierten Quartal verbucht, teilte die HRE mit. Weil sich die Bedingungen an den internationalen Kredit- und Immobilienmärkten zuletzt weiter eingetrübt hätten, seien im Schlussquartal "weitere erhebliche Ergebnisbelastungen" zu erwarten. Auch im Gesamtjahr und im kommenden Jahr wird mit hohen Verlusten gerechnet.

Finanzchef in Bedrängnis

Die Büros der HRE sowie private Häuser der Top-Manager waren vergangene Woche von der Münchner Staatsanwaltschaft durchsucht worden. Es stehen mehrere Verdachtsmomente im Raum, darunter Marktmanipulation, unrichtige Darstellung nach dem Aktiengesetz sowie Untreue. Die Untersuchungen richten sich gegen alle Vorstände, die zwischen November 2007 und September 2008 im Amt waren, sowie den früheren Aufsichtsratschef Kurt Viermetz.

Warum sich die HRE mit sofortiger Wirkung neben Finanzchef Fell auch von Immobilienvorstand Frank Lamby trennte, blieb unklar. Wieandt wollte die Abgänge trotz mehrfacher Nachfrage nicht kommentieren, da sie Sache des Aufsichtsrats seien. Die "Süddeutsche Zeitung" (Samstagausgabe) berichtete unter Berufung auf entsprechende Unterlagen, gegen Fell seien im Zuge der Ermittlungen schwere Vorwürfe laut geworden. So habe der Vorstand noch Ende September bei einer Bankenkonferenz in München die Lage bei der Depfa als stabil bezeichnet. Kurz zuvor hätten jedoch Fell und Ex-Chef Funke schon bei der Deutschen Bank wegen fehlender Refinanzierungsmöglichkeiten der Depfa vorgesprochen.

Quelle: ntv.de

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