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GDL legt Pause ein Kein Streik bis Montag

Bei der Bahn soll es am Freitag nach Aussage der Lokführergewerkschaft GDL keinen Streik geben. Auch am Wochenende werde nicht gestreikt, kündigt eine Gewerkschaftssprecherin an. Am Sonntagnachmittag werde sich die GDL dann dazu äußern, ob für Montag mit einem neuen Ausstand zu rechnen sei. Am Donnerstagvormittag hatte die GDL bundesweit den Nahverkehr bestreikt und damit vor allem in Ostdeutschland Probleme ausgelöst.

Der dritte Lokführerstreik innerhalb von zwei Wochen hatte zu einem Verkehrschaos auf den Straßen der Ballungszentren geführt, da viele Pendler auf das Auto umstiegen. Auf den Bahnhöfen war es dagegen relativ ruhig. Die GDL hatte den Regional- und S-Bahnverkehr bundesweit bis 11 Uhr bestreikt. Der Ausstand begann in der Nacht um 2.00 Uhr. Die Deutsche Bahn bezweifelt den Erfolg der Aktion. Weniger als 40 Prozent der Regionalzüge und S-Bahnen seien während des neunstündigen Streiks ausgefallen. Nach GDL-Angaben standen jedoch 70 bis 80 Prozent der Züge still.

Die Schwerpunkte der Streikaktionen lagen dem Unternehmen zufolge in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dort seien regional bis zu 80 Prozent der Züge ausgefallen. Von 200 Ersatzbussen kamen die meisten in diesen Ländern zum Einsatz. Besser sah es im Westen der Republik aus: In Nordrhein- Westfalen seien 70 Prozent der Züge unterwegs gewesen. Weil viele Bahnkunden aufs Auto umstiegen, bildeten sich auf den Zufahrtsstraßen und Autobahnen vieler Großstädte lange Staus, so etwa rund um München und Stuttgart.

Während des Streiks fuhren die S-Bahnen in Berlin und Hamburg zumeist in einem 20-Minuten-Takt, wie das Unternehmen berichtete. In Nordrhein-Westfalen, München und Frankfurt am Main seien die S-Bahnen lediglich im Abstand von einer Stunde gerollt. Insgesamt hätten 1.700 Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt, sagte Bahn-Vorstand Karl- Friedrich Rausch in Berlin.

Nach Angaben der GDL fielen im Osten Deutschlands rund 85 Prozent der Züge aus. Im Westen habe "dieses Ergebnis durch den Einsatz von Beamten nicht erreicht werden" können, dennoch habe "die überwiegende Mehrheit der Züge" stillgestanden, teilte die GDL mit. Durch die Behinderungen im Regionalverkehr sei auch der Fernverkehr teilweise beeinträchtigt worden. Die Bahn sprach dagegen von einem reibungslosen Fernverkehr. Am frühen Abend wollte die Bahn wieder "das volle Programm" fahren.

Nach einer Entscheidung des Arbeitsgerichts Chemnitz darf die GDL bis auf weiteres nur Züge des Nah- und Regionalverkehrs bestreiken. Die Gewerkschaft will mit dem Arbeitskampf ihre Forderung nach einem eigenständigen Tarifvertrag für das Fahrpersonal durchsetzen. Das jüngste Angebot der Bahn hatte sie als unzureichend zurückgewiesen und Verhandlungen abgelehnt. Rausch forderte die GDL auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die GDL verlangte erneut ein besseres Angebot.

Tiefensee appelliert an Lokführer

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hat sich derweil mit einem "dringenden Appell" in den Lokführerstreik eingeschaltet. "Es geht in diesem Tarifstreit nicht nur um die Interessen der Beschäftigten und des Bahnkonzerns. Es geht hier auch um gewichtige volkswirtschaftliche Auswirkungen", sagte Tiefensee dem "Münchner Merkur" und lobte das jüngste Angebot der Bahn.

"Die Bahn hat der GDL ein Angebot unterbreitet, das eine gute Grundlage ist für weitere Gespräche. Deshalb mein dringender Appell: Es sollte bald zu Gesprächen und dann Verhandlungen kommen", sagte der SPD-Politiker. Die Ergebnisse des Moderationsverfahrens unter Leitung der CDU-Politiker Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf könnten "jetzt gute Ansatzpunkte für eine Lösung sein". Für das Aushandeln des Tarifvertrags seien aber die Tarifpartner verantwortlich.

Die Bahn setzt an diesem Freitag mit den Gewerkschaften Transnet und GDBA ihre Verhandlungen über eine neue Einkommenstruktur für den Konzern fort. Nach Angaben des Unternehmens werden für die Bahn Vorstandschef Hartmut Mehdorn und Personalchefin Margret Suckale an der Runde in Berlin teilnehmen. Auf Gewerkschaftsseite sitzen die Vorsitzenden Norbert Hansen und Klaus-Dieter Hommel mit am Tisch. Der aktuelle Tarifkonflikt mit der GDL dürfte bei dem Treffen auch erörtert werden.

Bahn und Gewerkschaft machten sich gegenseitig für die Blockade im Tarifstreit verantwortlich. Bahn-Vorstandsmitglied Karl-Friedrich Rausch rief die GDL auf, die Verhandlungen auf Grundlage des vorliegenden Angebots wieder aufzunehmen. "Wir sitzen quasi schon am Verhandlungstisch und warten, dass die andere Seite besetzt wird." Die Bahn habe ein großzügiges Angebot vorgelegt. "Es kommt kein nächstes", sagte Rausch. Auch informelle Gespräche vor einer neuen Verhandlungsrunde lehnte er ab. "Es macht keinen Sinn, Gespräche zu führen, wenn ein Verhandlungsangebot auf dem Tisch liegt."

"Im Interesse der Reisenden hoffen wir auf Gespräche, auf ein vernünftiges, verhandlungsfähiges Angebot", sagte GDL-Vize Günther Kinscher. "Ich halte das Verhalten der Bahn für absolut unmöglich", sagte er bei n-tv. Die Bahn bietet lediglich einen Vertrag an. "der uns knebelt, der uns fesselt wie in der Vergangenheit, aus dem wir nicht mehr rauskommen, der über das Ergebnis hinaus, das man mit Transnet abgeschlossen hat, uns überhaupt nichts bietet." Kinscher bezeichnete die Offerte als "Mogelpackung". Die Zahlung von 1.400 Euro zusätzlich sei nur zu erreichen, wenn Lokführer Überstunden angesammelt haben. "Wer in Zukunft mehr haben möchte –die berühmten 5,5 Prozent-, der darf zwei Stunden länger arbeiten. Das ist hier eine Veralberung Deutschlands", sagte Kinscher.

Quelle: ntv.de

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