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100 Mio. Euro Schaden Kritik an RWE

Nach den tagelangen Stromausfällen im Münsterland nimmt die Kritik am Energiekonzern RWE zu. Der Stromriese sieht aber für Schadenersatz unverändert keinen Anlass. Die IHK Münster beziffert den Schaden, der Firmen in der Region entstanden ist, auf über 100 Mio. Euro.

Der Bund der Energieverbraucher zeigte sich verwundert, dass es in Deutschland, aber nicht in den benachbarten Niederlanden trotz vergleichbarer Wetterlage zu Stromausfällen gekommen war. Er warf dem RWE-Konzern Versäumnisse bei der Wartung seiner Stromnetze vor und hält ihn wegen Fahrlässigkeit für schadenersatzpflichtig. "RWE ist ganz klar in der Pflicht", sagte Verbandssprecher Aribert Peters am Dienstag.

Der Konzern habe seit Jahren immer weniger in die Netze investiert, gleichzeitig aber die Preise für die Netznutzungsentgelte erhöht. Zudem habe RWE fahrlässig gehandelt, da trotz des bevorstehenden Witterungsumschwungs keine Vorkehrungen getroffen worden seien. Durch besondere Schaltungen hätte die Strommenge in den Leitungen erhöht und diese erwärmt werden können, um ein Festfrieren von Schnee zu verhindern.

Ein RWE-Sprecher wies die Vorwürfe erneut zurück: "Das war höhere Gewalt." Das Ausmaß an Schnee, Kälte und Sturm sei nicht vorhersehbar gewesen. Der Konzern sei nicht haftbar zu machen. RWE hatte bereits am Wochenende Haftungsansprüche ausgeschlossen.

Bau und Instandhaltung der deutschen Stromnetze tragen rund ein Drittel zur Stromrechnung der Verbraucher bei. Viele Versorger begründen ihre in der Vergangenheit immer wieder erhöhten Strompreise unter anderem mit den Kosten für die Versorgungssicherheit. Einer Studie des Bundesverbands Neuer Energieanbieter und des Verbands der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft zufolge zahlten die Stromkunden seit 2001 über eine halbe Milliarde Euro zu viel Netzentgelte.

Zu den Stromausfällen, die am Freitag begonnen und zeitweise bis zu 250.000 Menschen Dunkelheit und Kälte gebracht hatten, war es durch gerissene Leitungen und umgestürzte Strommasten nach heftigen Schneefällen gekommen. Im Münsterland waren am Nachmittag nach RWE-Angaben noch rund 10.000 Menschen ohne Stromversorgung. Ihnen stehe voraussichtlich eine weitere Nacht ohne Strom bevor.

Die Industrie- und Handelskammer Münster geht davon aus, das Schadenssumme noch weiter ansteigen könnte. Die IHK sei bereit, die Interessen der betroffenen Unternehmen zu bündeln und Gespräche mit RWE zu moderieren. Allein beim Lkw-Anhängerhersteller Schmitz Cargobull ist nach Angaben eines Sprechers durch Produktionsausfälle ein Schaden von rund sechs Mio. Euro entstanden.

Quelle: ntv.de

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