Meldungen

"Grauer" Ökostrom Lichtblick verteidigt sich

Der Ökostrom-Anbieter Lichtblick hat seine Praxis verteidigt, Abweichungen zwischen der geplanten und der tatsächlich gelieferten Strommenge über die Leipziger Strombörse EEX auszugleichen. Das sei technisch gar nicht anders möglich und werde von allen Ökostrom-Anbietern in Deutschland so gehandhabt, sagte ein Unternehmenssprecher.

Im Übrigen sei diese Praxis seit zehn Jahren bekannt und vielfach auch öffentlich thematisiert worden. Per saldo sei rund 0,5 Prozent des von Lichtblick gelieferten Stroms "grauer" Strom, bei dem nicht feststellbar sei, wie er erzeugt wurde. Dies sei ein sehr guter Wert.

Lichtblick reagierte mit der Stellungnahme auf einen Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD), die der Firma "Schummelei beim Ökostrom" vorgeworfen hatte. Auch in dem Artikel wird jedoch ein Stromexperte mit den Worten zitiert: "Es gibt keinen hundertprozentigen Ökostrom. Das ist systembedingt in Deutschland ausgeschlossen." Das Vorgehen sei "breit akzeptiert", betonte Lichtblick den Angaben zufolge. Alle Ökostromanbieter und Zertifizierer wüssten dies.

"Es gibt keinen hundertprozentigen Ökostrom"

Strom ist keine speicherbare Energie wie Öl oder Gas. Bei einem Anbieter wie Lichtblick wird der Bedarf des Kunden im Moment seines Verbrauchs gedeckt. Die planbaren, vorhersehbaren Mengen kauft Lichtblick nach eigenen Angaben komplett aus regenerativen Energiequellen. Jede Viertelstunde werden die Abweichungen zwischen den vorhergesagten und den tatsächlich verbrauchten Strommengen ausgeglichen. Das heißt: Mal gibt Lichtblick zu viel gekauften Strom ins Netz oder an den Spotmarkt oder das Unternehmen bezieht zu wenig gekauften Strom von dort. Einen Spotmarkt für Öko-Energie gibt es aber nicht.

Nach Angaben des Sprechers will das Unternehmen nun darüber nachdenken, in seiner Werbung auf den unvermeidlichen Anteil von Strom aus Atom- oder Kohlekraftwerken hinzuweisen. Das Unternehmen, das in diesem Jahr einen Umsatz von 300 Mio. Euro anstrebt, wäre der erste Anbieter, der dieses Problem in der Werbung ausdrücklich anspricht. Lichtblick versorgt mehr als 400.000 Stromkunden und 13.000 Gaskunden.

Laut "FTD" gibt es einen Rechtsstreit zwischen Lichtblick und der EEX. Die Börse fürchte um ihr Image und habe Lichtblick aufgefordert, die Hintergründe der Geschäfte offenzulegen. Dagegen habe der Versorger Widerspruch eingelegt und Klage am Verwaltungsgericht Leipzig eingereicht.

Strommarkt vor neuen Herausforderungen

Die Bundesregierung denkt mittlerweile weiter. Sie will den Anteil an "grünem" Strom, konkret an fluktuierender Photovoltaik- und Windenergie, bis 2020 deutlich ausbauen. "Wir müssen intelligente Systeme entwickeln, um diese Stromerzeugung im bestehenden Netz nutzbar zu machen", so Kohler, der Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur dena, im Gespräch mit n-tv.de.

Potenziale sieht er sowohl im Ausbau dezentraler Speichersysteme, in der optimierten Vernetzung oder in der Entwicklung effizienter, intelligenter Geräte, die sich je nach Stormverfügbarkeit an- oder abschalten. "Es geht um die Optimierung des gesamten Stromsystems", so Kohler. Ziel sei es, möglichst wirtschaftlich und umweltfreundlich die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen