Zehntausende müssen gehen "Massaker" bei Citigroup
17.11.2008, 22:01 UhrDie US-Großbank Citigroup will kurzfristig bis zu 50.000 weitere Stellen abbauen. Die Zahl der Mitarbeiter solle "in naher Zukunft" auf 300.000 sinken, teilte das Management der zweitgrößten US-Bank mit. Gründe seien der weltweite Wirtschaftsabschwung und die verschärften Bedingungen an den Kreditmärkten.
Vor wenigen Tagen war aus Kreisen der Bank verlautet, dass das Institut die Zahl der Beschäftigten um bis zu zehn Prozent kürzen könnte. Die Stellen sollten über Entlassungen, den Verkauf von Geschäftsbereichen und "natürliche Fluktuation" abgebaut werden. Wo und in welchen Bereichen die Stellen wegfallen sollen, blieb zunächst offen.
Das "Wall Street Journal" hatte berichtet, vor allem die Investment-Sparte sei von den Kürzungsplänen infolge der Finanzkrise betroffen. Citigroup hatte bereits im Oktober den Abbau von 11.000 Arbeitsplätzen im dritten Quartal angekündigt. Zudem wolle die Citigroup für Millionen von Kreditkartenkunden die Zinsen um durchschnittlich drei Prozentpunkte erhöhen.
Milliardenverlust
Die Citigroup ist mit gegenwärtig 54 Mio. aktiven Karten einer der größten Kreditkartenemittenten der USA. Die Sparte verzeichnete im dritten Quartal einen Verlust von 902 Mio. Dollar, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von 1,4 Mrd. Dollar erzielt worden war.
Durch genannte Maßnahmen versucht das Citigroup-Management um Pandit den Finanzkonzern auf finanziell solidere Füße zu stellen. Alleine im vergangenen Jahr hatte die Bank einen Verlust von mehr als 20 Mrd. Dollar hinnehmen müssen.
Die Citigroup hat Niederlassungen in mehr als 100 Ländern. Ihr Filialgeschäft in Deutschland verkauft das Institut derzeit für fünf Mrd. Euro an die Genossenschaftsbank Credit Mutuel aus Frankreich. Ende 2007 hatte die Citigroup noch 375.000 Mitarbeiter, Ende September waren es noch 352.000. Mit dem Abbau der Belegschaft um 20 Prozent solle auch eine Kürzung der Ausgaben um 20 Prozent einhergehen, erklärte die Bank. 2009 seien noch Ausgaben von 50 bis 52 Mrd. US-Dollar geplant. Die aktuelle Kapitaldecke sei aber "sehr stark".
Der Konzern kämpft härter als die meisten Rivalen mit der Finanzkrise. Er hat vor allem durch Abschreibungen auf Wertpapiere und faule Kredite Milliarden-Verluste eingefahren. Einige Analysten sehen die Bank erst 2010 wieder in der Gewinn-Zone. Die Citigroup-Aktie war vor einigen Tagen auf ein historisches Tief von unter zehn Dollar gefallen. Der Druck auf den seit Dezember 2007 amtierenden Konzernchef Vikram Pandit ist daher stetig gewachsen, angesichts der Lage drastische Änderungen vorzunehmen.
Quelle: ntv.de