Ackermann mahnt Manager Mehr Vorbild sein
18.02.2008, 12:01 UhrDeutsche Bank-Vorstandschef Josef Ackermann hat von den deutschen Top-Managern angesichts der Steueraffäre von Post- Chef Klaus Zumwinkel mehr Vorbildfunktion und Führungsstärke gefordert. Der Banker sagte der "Bild"-Zeitung: "Jedem, der eine Führungsposition innehat, kommt eine Vorbildfunktion zu, nicht nur Top-Managern. Wer nicht Vorbild ist, kann nicht erfolgreich führen." Ackermann warnte davor, dass die Diskussion über den Sturz von Zumwinkel zu einer Gefahr für die Marktwirtschaft werden könne. Wörtlich sagte Ackermann: "Wir dürfen nicht zulassen, dass individuelles Fehlverhalten verallgemeinert und unserer Wirtschaftsordnung angelastet wird, auch um damit von eigenen Fehlern ablenken zu wollen."
Der Bank-Chef forderte von der Wirtschaft insgesamt, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen: "Wir müssen jetzt alle in der Wirtschaft eine neue Anstrengung unternehmen, unserer Führungsverantwortung gerecht werden, verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen." Josef Ackermann distanzierte sich deutlich von jeder Art von Steuerhinterziehung: "Für gute Arbeit muss es gutes Geld geben. Auch netto. Steuerhinterziehung allerdings muss tabu sein. Für alle."
Ackermann verteidigt Banken
Ackermann hat die deutsche Bankenbranche verteidigt. "Man darf nicht alle Banken in einen Topf werfen", sagte der im Gespräch mit "Bild". Gleichzeitig übte er aber auch Kritik: Einige Banken seien auf der Suche nach neuen Ertragsquellen Risiken eingegangen, die im Verhältnis zu ihrer Kapitalstärke eindeutig zu groß gewesen seien. "Vor allem solche, die kein vernünftiges Geschäftsmodell haben."
Auf die Frage, wann die Finanzkrise ausgestanden sei, sagte Ackermann: "Ich nehme an, dass das noch sechs bis neun Monate dauern wird." Angesichts der weiter schwierigen Märkte könnten weitere Abschreibungen bei deutschen Banken nicht ausgeschlossen werden.
Global werde sich das Wachstum zwar verlangsamen, wird der CEO von dem Blatt zitiert. Von einer Weltwirtschaftskrise sei man aber weit entfernt. Die USA versuchten mit Konjunkturprogrammen und Zinssenkungen eine Rezession zu verhindern. In Europa und den Schwellenländern sei die Konjunktur nach wie vor robust.
Das Wirtschaftswachstum in Deutschland werde nicht einbrechen. Der Aufschwung sei solide, sagte Ackermann. Die Rahmenbedingungen seien besser, und die Unternehmen hätten in den vergangenen Jahren ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöht. Daher sei er für die deutsche Wirtschaft unverändert optimistisch. Wegen der Verunsicherung der Märkte könne es an der Börse "schon mal deutlich nach unten gehen". Einen Crash erwarte er jedoch nicht, sagte Ackermann.
Quelle: ntv.de