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Die Frist läuft ab Merckle-Imperium wankt

Der Milliardär Adolf Merckle ringt mit den Banken um ein Lösung der Finanzprobleme seines Firmenimperiums (ratiopharm, HeidelbergCement). In den vergangenen Wochen sei mit 30 Banken verhandelt worden, bislang habe es aber keine Einigung gegeben, sagte eine Merckle-Sprecherin am Dienstag in Ulm. Merckles Sohn Ludwig teilte mit, die Familie habe in den Verhandlungen "erhebliche Sicherheiten" und Einlagen aus ihrem privaten Vermögen angeboten. Der Druck, schnell eine Lösung zu finden, wächst: Ein Stillhalteabkommen zwischen Merckle und den Banken sollte am Dienstag um Mitternacht ablaufen.

Die Sprecherin schloss allerdings nicht aus, dass versucht werde, dieses Abkommen noch zu verlängern. "Es ist jetzt an den Banken, die Gespräche mit uns weiterzuführen." Ludwig Merckle teilte mit: "Wir sind weiterhin bereit, gemeinsam mit den Banken in diesen schwierigen Zeiten eine Lösung für diese Finanzsituation zu erarbeiten."

Hintergrund der Krise seien Kapitalerhöhungen vor allem bei HeidelbergCement, die teilweise mit Krediten finanziert wurden, teilte Merckle mit. "Als Sicherheiten für diese Kredite wurden Aktien hinterlegt." Durch die Finanzkrise sei deren Wert abgestürzt. "Dadurch wurden im Wertpapiergeschäft erhebliche Verluste gemacht, wodurch der jetzige Liquiditätsengpass bei der (Muttergesellschaft) VEM entstanden ist. Danach kamen noch die Verluste bei VW hinzu."

Mit VW verspekuliert

Merckle hatte allein mit Spekulationen auf fallende Kurse der Volkswagen-Aktie nach offiziellen Angaben einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag verloren. Die Gläubigerbanken drehten den Geldhahn zu. In Bankenkreisen wird der Finanzierungsbedarf von Merckle auf 700 Mio. bis eine Mrd. Euro geschätzt. Der Liquiditätsengpass könne kurzfristig nur durch die Mitwirkung der Banken ausgeglichen werden, teilte Merckle mit.

Vom Land Baden-Württemberg bekommt der laut "Forbes" fünftreichste Deutsche keine Bürgschaft. Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP) hatte am Montag in Stuttgart betont: "Es gibt keine Bürgschaft des Landes für das Haus Merckle." Im November war bekanntgeworden, dass Merckle vom Land eine Bürgschaft wollte. Es war von 150 Mio. Euro die Rede gewesen. Merckles Geld steckt Finanzinformationen zufolge überwiegend in seinen Beteiligungen, so dass er wohl mindestens eine davon verkaufen muss, um die Bankenforderungen bedienen zu können.

Bereits seit Wochen gibt es in diesem Zusammenhang Spekulationen über einen möglichen Verkauf des Ulmer Generika-Herstellers ratiopharm. Nach Angaben der Muttergesellschaft VEM fordern mehrere Banken den Verkauf des Unternehmens, damit der Merckle-Gruppe neue Gelder zufließen. Dazu hatte Pfister gesagt: Mein Eindruck ist, dass es zu einem Verkauf von ratiopharm kommen kann. Finanzkreise sehen einen schnellen Verkauf noch in diesem Jahr aber mit Blick auf die anhaltende Finanzkrise als unwahrscheinlich an.

Als Interessenten werden die israelische Teva Pharmaceuticals, der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis, der amerikanische Generikahersteller Watson, GlaxoSmithKline und der drittgrößte japanische Pharmakonzern DaiichiSankyo gehandelt. Nach ersten Gesprächen über eine Komplettübernahme von ratiopharm sei für Teva die Produktion und für Sanofi-Aventis der Vertrieb uninteressant gewesen, hieß es in Kreisen. Pfizer sei weiterhin ernsthaft interessiert. Die Merckle-Gruppe mit etwa 100.000 Mitarbeitern macht jährlich insgesamt rund 30 Milliarden Euro Umsatz.

Quelle: ntv.de

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