Meldungen

Pakt mit Banken Merckle gewinnt Zeit

Der schwäbische Unternehmer Adolf Merckle hat in den Kreditverhandlungen mit seinen Banken etwas Zeit gewonnen. Die Merckle gehörende VEM Vermögensverwaltung habe nach intensiven Verhandlungen mit rund 30 Banken ein Stillhalteabkommen geschlossen, teilte Merckles Sohn Ludwig mit. Damit hätten die VEM und deren Hauptbanken zwei weitere Wochen Zeit, um bei den Gesprächen über einen Überbrückungskredit zu einer Lösung zu kommen.

"Die Bankenkrise und die Turbulenzen auf den Finanzmärkten haben bei der VEM zu einer Liquiditätsverknappung geführt", räumte Ludwig Merckle ein. Zwar laufe das operative Geschäft aller Beteiligungen nach wie vor gut. VEM habe aber bei Beteiligungsfirmen, vor allem bei HeidelbergCement, in größerem Umfang Kapitalerhöhungen getragen, die teils mit Krediten finanziert worden seien. Als Sicherheiten für diese Kredite seien Aktien hinterlegt worden, deren Wert durch die Finanzkrise gesunken sei. Die kreditgebenden Banken hätten daher in den vergangenen Wochen größere Nachschüsse beziehungsweise Kredittilgungen gefordert.

Merckle bezifferte überdies erstmals die Verluste, die VEM durch Spekulationen mit VW-Aktien machte. Dabei handele es sich um einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. Laut einer Person aus der Finanzbranche soll er 400 Mio. Euro verloren haben. Bankenkreisen zufolge liegt der Umfang des Überbrückungskredits, über den Merckle verhandelt und der auch laufende Ausgaben bei der Unternehmensgruppe abdecken soll, bei rund zwei Milliarden Euro.

Staatsbürgschaft als "ultima ratio"

Merckle hatte auch mit dem Land Baden-Württemberg über eine Bürgschaft gesprochen, Ministerpräsident Günther Oettinger hatte aber angekündigt, das diese nur die "ultima ratio" sein könne. "Wir sind zuversichtlich, dass die Banken und das Unternehmen allein eine tragfähige Lösung finden", hatte das baden-württembergische Wirtschaftsministerium erklärt.

Der schwäbische Milliardär kontrolliert mit seiner Familie über ein Firmengeflecht neben HeidelbergCement unter anderem noch den Generikahersteller Ratiopharm, den Pharmahändler Phoenix und ist am Pistenraupenhersteller Kässbohrer beteiligt. In den letzten Tagen war spekuliert worden, dass Merckle wegen seiner Finanzprobleme möglicherweise Ratiopharm, die weltweite Nummer vier im Geschäft mit Nachahmermedikamenten, verkaufen müsse. Allerdings sind Bankenkreisen zufolge im gegenwärtigen Umfeld die erhofften Erlöse von fünf bis sechs Milliarden Euro nicht zu erreichen.

Klarheit für die Ratiopharm-Mitarbeiter schaffte Ludwig Merckle nicht. Das erste Ziel sei es, die kurzfristige Finanzsituation zu stabilisieren. "Mittelfristig muss die VEM dann alle Optionen prüfen, wie Verbindlichkeiten reduziert werden können", sagte er nur. Zu einer weiteren Stellungnahme war er nicht bereit.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen