Kampf hinter den Kulissen Merckle ringt mit Banken
05.12.2008, 12:06 UhrDie Kreditverhandlungen der Banken mit dem in Finanznöte geratenen schwäbischen Unternehmer Adolf Merckle werden immer mehr zur Hängepartie. Wie aus Verhandlungskreisen verlautete, gab es bis zum Freitag noch kein neues Stillhalteabkommen mit den Instituten.
Es werde hart darum gerungen, welche Teile der drei wichtigsten Merckle-Beteiligungen HeidelbergCement, Ratiopharm und Phoenix als Sicherheit für einen Überbrückungskredit dienen könnten. "Es gibt zu viele verschiedene Baustellen und Interessen", hieß es. Bankenkreisen zufolge hat Merckle einen Liquiditätsbedarf zwischen 600 Mio. und einer Mrd. Euro.
Es sei jedoch auch möglich, dass es im Laufe des Tages zu einer neuen Vereinbarung komme, sagte ein Insider. Dann hätte Merckle wieder bis Mitte Dezember Zeit, mit seinen rund 40 Banken einen Überbrückungskredit auszuhandeln. Das bisherige Abkommen war in der Nacht zum Mittwoch abgelaufen.
VEM auf Bankenhilfe angewiesen
Eine Sprecherin der Merckle-Vermögensverwaltung VEM wollte sich zu Einzelheiten nicht äußern: "Die Verhandlungen laufen derzeit. Es wird versucht, auch unter Einsatz von privaten Vermögenswerten zu einer Übereinkunft zu kommen", sagte sie lediglich.
Merckles Sohn Ludwig hatte unlängst einen Liquiditätsengpass bei der von ihm geleiteten VEM infolge der Finanzkrise eingeräumt, der nur mit Hilfe der Banken ausgeglichen werden könne. Allein durch Spekulationen mit VW-Aktien sei ein niedriger dreistelliger Millionenverlust entstanden.
Dazu kommt, dass der Baustoffkonzern HeidelbergCement, an dem VEM und die weitere Holdingfirma Spohn Cement knapp 80 Prozent halten, nach dem Kauf des britischen Konkurrenten Hanson mit mehr als zwölf Mrd. Euro in der Kreide steht.
Geldinstitute machen Druck
Nach einem Pressebericht soll Merckle soll sein Firmenimperium auf Druck der Banken zerschlagen. Wie die "Südwest Presse" berichtet, will der schwäbische Unternehmer mit weitgehenden Zugeständnissen die Zahlungsunfähigkeit seiner Vermögensverwaltung VEM verhindern. Sonst verlöre er Einfluss auf die drei großen Säulen der Gruppe, die HeidelbergCement, Ratiopharm und den Mannheimer Pharmagroßhändler Phoenix.
Nach den Worten des zweitältesten Sohns Philipp Merckle soll sein Vater nicht nur Ratiopharm verkaufen. "Die Banken dringen auch auf den Verkauf von anderen Unternehmen", sagte er der Zeitung. Laut "Südwest Presse" hat die VEM bisher noch keine Anteile von Firmen an die Banken verpfändet.
Quelle: ntv.de