Schwung nutzen Milchgipfel noch im Juni
07.06.2008, 16:11 UhrMilchbauern und Molkereien dringen auf einen schnellen Termin für den von Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) angekündigten Milchgipfel. "Ich gehe davon aus, dass der Milchgipfel noch im Juni stattfinden kann", sagte Chef des Bundesverbandes deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, dem "Tagesspiegel". "Die Zeit drängt." Der Schwung, der jetzt in die Diskussion um Milchpreise gekommen sei, müsse genutzt werden, um schnell Ergebnisse zu erzielen. Dabei müsse konkret ausgelotet werden, was politisch unterstützend unternommen werden könne, um den Bauern auch langfristig faire Preise zu sichern.
"Der Gesetzgeber in Deutschland hat durchaus Möglichkeiten, die Milchproduktion zu beschränken, damit sich am Markt ein besserer Preis bilden kann", sagte Schaber. Dann hätten die Molkereien auch beim Handel bessere Verhandlungschancen. Auch der Milchindustrie-Verband sieht die Politik unter Zugzwang: "Seehofer muss ein dauerhaftes Marktsignal setzen", sagte Verbandssprecher Michael Brandl der Zeitung.
Seehofer hatte am Freitag angekündigt, das Bundesagrarministerium wolle bereits "in Kürze" Bauern, Vertreter der Bundesländer und alle Beteiligten der Milchwirtschaft zu dem Milchgipfel einladen. Bei dem Gipfel soll es demnach um die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und um die Frage gehen, "wie es um die Angebotsmacht der Bauern gegenüber anderen Wirtschaftsbeteiligten steht".
Pyrrhussieg gegen Dumpingpreise?
Der BDM hatte am Donnerstag nach der Ankündigung von Preiserhöhungen durch mehrere Supermarktketten das Ende seines mehrtägigen Lieferstreiks verkündet. Laut "Spiegel" könnte sich allerdings der Triumph deutscher Milchbauern gegen Dumpingpreise im hiesigen Einzelhandel als Pyrrhussieg erweisen. Es erscheine noch fraglich, ob der gesamte Einzelhandel bei den vom Discounter Lidl angekündigten Preiserhöhungen für Milch und Butter mitziehe, berichtete das Nachrichtenmagazin vorab. So erwäge Edeka nach Angaben einer Sprecherin, vorerst nur den Milchpreis anzuheben.
Laut "Spiegel" würden die Bauern von dieser Erhöhung zudem kaum etwas spüren, da die Molkereien nur gut 13 Prozent der Milch zu Trinkmilch verarbeiteten. "Bei der Menge, die wir an Lidl liefern, kommt etwa 0,3 Cent Mehrerlös dabei heraus", zitierte das Magazin den Nordmilch-Vorstand Martin Mischel. Die Lidl-Ankündigung habe auch etwas von einer "PR-Aktion" gehabt, sagte Mischel.
Milchbauern kampfbereit
Die Milchbauern erneuerten unterdessen ihre Forderung, dass die von den Handelsketten zugesagten höheren Preise für Milch und Butter zu ihnen durchgereicht werden. Anderenfalls seien die Milchviehhalter wieder zu Kampfaktionen bereit, sagte der BDM-Geschäftsführer Thorsten Josef Sehm der "Berliner Zeitung" (Samstagsausgabe): "Wir haben den Molkereien gezeigt, was wir können und dass wir kampfbreit sind. Nach dem Lieferstopp könnte vor dem Lieferstopp sein."
Der CDU-Europapolitiker Gunther Krichbaum forderte derweil ein Fairness-Siegel für Milchprodukte. "Am Milchregal können die Verbraucher kaum erkennen, woher die Milch stammt und welchen Preis die Bauern erhalten", schrieb der Vorsitzende des Bundestags-Europaausschusses in einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag". "Mit dem Siegel sollten Waren ausgezeichnet werden, für die die Bauern von den Handelsketten einen Aufpreis erhalten haben. " Österreich habe dies schon vor zwei Jahren vorgemacht. "Mit der Kennzeichnung 'A faire Milch' wurde dafür gesorgt, dass die Verbraucher die Bauern direkt unterstützen können."
Quelle: ntv.de