Bernanke auch Obama optimistisch
14.04.2009, 21:26 UhrUS-Präsident Barack Obama und sein Zentralbankchef Ben Bernanke sehen erste Anzeichen für ein Ende der Krise. Zwar "gibt es keinen Zweifel, dass die Zeiten noch immer hart sind. Wir sind noch in keiner Weise aus dem Gröbsten heraus", sagte Obama. Auch 2009 werde ein schwieriges Jahr werden. "Aber zum ersten Mal beginnen wir, einen Hoffnungsschimmer zu sehen", sagte Obama bei einer Rede in der Georgetown University in Washington.
Es gebe erste "Anzeichen eines wirtschaftlichen Fortschritts". Ausdrücklich verwies er dabei auf das staatliche Konjunkturprogramm. Dies habe dazu geführt, dass etwa in Schulen und bei der Polizei auf geplante Entlassungen verzichtet worden sei. Bauunternehmen und Firmen für grüne Energie würden sogar beginnen, neue Kräfte einzustellen. Zugleich betonte Obama, es müsse gewährleistet sein, dass sich eine derartige Wirtschafts- und Finanzkrise nicht wiederholen könne.
Botschaften für Auto und Banken
Die US-Autoindustrie stimmte der US-Präsident auf schmerzhafte Einschnitte ein. Die Umstrukturierung der Krisenbranche werde "schwierige und manchmal unpopuläre Entscheidungen erfordern", sagte Obama. Obama äußerte sich in der Rede nicht zu der Frage, ob seine Regierung die angeschlagenen Autohersteller General Motors und Chrysler durch weitere Finanzhilfen vor dem Konkurs bewahren wolle. US-Medien zufolge hatte die Regierung den Konzern General Motors angewiesen, sich auf eine mögliche Insolvenz zum 1. Juni vorzubereiten. Von der Zukunft des angeschlagenen Unternehmens hängt auch das weitere Schicksal der deutschen GM-Tochter Opel ab.
Präventive Übernahmen von krisengeschüttelten Banken dürften nach Worten von Barack Obama die Steuerzahler teuer zu stehen kommen. Außerdem würde ein solcher Schritt das bereits angeschlagene Vertrauen der Bürger untergraben, sagte der US-Präsident. Seine ablehnende Haltung gegenüber Verstaatlichungen sei kein weiteres Beispiel dafür, dass "Washington die Finanzbranche verhätschele". Seine Ansicht habe nichts mit Politik oder Weltanschauung zu tun.
Die US-Behörden unterziehen die Großbanken derzeit "Stresstests", um herauszufinden, ob sie auch bei einer sich verschärfenden Rezession noch über genügend Kapital verfügen. Wenn die Geldhäuser mehr Kapital benötigten und es nicht aufbringen könnten, werde die Regierung die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und die notwendigen Veränderungen durchsetzen, ergänzte Obama. Zudem werde die Regierung die Kredithäuser bei der "Reinigung" ihrer Bilanzen unterstützen und sicherstellen, dass sie stark und überlebensfähig blieben.
Harte Zeiten
Der US-Präsident nutzte seine Rede zu einem Durchhalteappell. "Die Zeiten sind ohne Zweifel noch hart", sagte er zum Gesamtzustand der US-Wirtschaft. "Die Rezession wird zu weiteren Jobverlusten, zu weiteren Hausenteignungen und zu größerem Schmerz führen", sagte er. Auch habe sich der Finanzsektor noch nicht wieder erholt: "Die Märkte werden weiter steigen und fallen, der Kreditfluss ist weiterhin nicht so, wie er sein sollte." Seine Regierung werde aber weiter "an allen Fronten" für eine wirtschaftliche Erholung kämpfen.
Bernanke optimistisch
Wie Obama gab auch US-Zentralbankchef Ben Bernanke eine verhalten optimistische Einschätzung über die weitere Konjunkturentwicklung ab. Bernanke hat in jüngster Zeit "vorläufige Anzeichen" gesehen, dass sich der heftige Abschwung verlangsame. Wenn sich die Lage beruhige, sei dies der erste Schritt auf dem Weg zur Erholung, sagte er in Atlanta. Allerdings werde ein nachhaltiger Aufschwung ausbleiben, solange sich das Finanzsystem und die Kreditmärkte nicht stabilisierten, warnte Bernanke vor Studenten. Doch auch an dieser Front gebe es Fortschritte.
Dass sich der Konjunkturabsturz verlangsame, habe sich unter anderem bei jüngsten Daten zum Häusermarkt und bei den Verbraucherausgaben gezeigt, sagte Bernanke. "Ich bin fundamental optimistisch mit Blick auf unsere Wirtschaft", sagte der Notenbankchef vor den Studenten. Die gegenwärtige Krise sei eine der schwierigsten wirtschaftlichen Episoden der jüngeren Geschichte. "Aber die Grundlagen unserer Wirtschaft sind robust, und es gibt keine Probleme, die wir nicht mit Einsicht, Geduld und Beharrlichkeit überwinden können", so der Währungshüter.
Der optimistischeren Sicht versetzten am Dienstag die neuesten Daten zu den US-Einzelhandelsumsätzen einen Dämpfer, die im März um 1,1 Prozent fielen. Im Monat zuvor waren sie überraschend um 0,3 Prozent gestiegen. Ökonomen erwarten, dass die US-Wirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres nicht mehr so katastrophal eingebrochen ist wie in den letzten drei Monaten 2008. Im vierten Quartal vorigen Jahres war die größte Volkswirtschaft der Welt aufs Jahr hochgerechnet noch um 6,3 Prozent geschrumpft und damit so stark wie seit mehr als einem Vierteljahrhundert nicht mehr.
Im Sitzungsprotokoll der US-Notenbank vom 18. März hatten die Währungshüter ihre Erwartung unterstrichen, das der Abschwung in der zweiten Hälfte dieses Jahres voraussichtlich zum Stillstand kommen werde. 2010 werde sich dann allmählich wieder Wachstum einstellen.
Quelle: ntv.de