Nachfolger bereits gefunden Peugeot entlässt den Chef
30.03.2009, 08:50 UhrDas Direktorium des französischen Autobauers PSA Peugeot Citroen hat Konzernchef Christian Streiff entlassen. Ab 1. Juni werde Philippe Varin an der Spitze des Unternehmens stehen, teilte der nach Umsätzen zweitgrößte Autobauer Europas mit. Bis dahin werde Direktoriumsmitglied Roland Vardanega den Konzern übergangsweise leiten. Peugeot war 2008 überraschend in die Verlustzone gerutscht und erwartet auch im laufenden Jahr rote Zahlen.
Grund für die Trennung von Streiff seien die außergewöhnlichen Schwierigkeiten, in denen die Automobilindustrie stecke, ließ Aufsichtsratschef Thierry Peugeot mitteilen. Die Situation dränge eine Veränderung an der Konzernspitze auf. Streiff war Ende Mai vergangenen Jahres in ein Krankenhaus eingewiesen worden. Im Juli kehrte er an seinen Arbeitsplatz zurück und erklärte damals, vollständig genesen zu sein. Dennoch gab es weiterhin Spekulationen über seinen Gesundheitszustand. Der Markt nahm die Meldung negativ auf, die PSA-Aktie verlor deutlich an Wert.
Kein Dank
Ein Wort des Dankes an Streiff gab es vom Aufsichtsrat nicht. Peugeot hatte Streiff im Februar 2007 zu PSA geholt, nachdem der Lothringer als "100-Tage-Chef" von Airbus dort das Sanierungsprogramm "Power8" durchgesetzt hatte. Bei PSA legte Streiff ein ähnliches Sparprogramm auf und schrieb dem Autokonzern deutsche Qualitätsstandards vor.
Das brachte bisher 2,4 Mrd. Euro Einsparungen und den Abbau von 18.000 der 208.000 Stellen. Die Finanz- und Wirtschaftskrise ließ allerdings 2008 den PSA-Umsatz um 7,4 Prozent auf 54,4 Mrd. Euro sinken. Der Absatz ging um 4,9 Prozent auf 3,26 Mio. Autos zurück. Schlimmer: Nach 885 Mio. Euro Überschuss fiel ein Verlust von 343 Mio. Euro an. Weil die Banken kein Geld mehr gaben, bekam PSA Staatshilfen von drei Mrd. Euro.
Streiff wehrte sich dabei vehement, aber letztlich vergebens gegen Forderungen des Präsidenten Nicolas Sarkozy nach Einfluss auf die Einkaufs- und Investitionspolitik. Er verzichtete auf Druck der Regierung auch auf Sonderboni. Seine Entlassung akzeptiert er allerdings nicht. In einem Kommuniqu nannte er die Entscheidung unverständlich. Dank seines Sanierungsprogramms sei PSA gegen die Krise gut gerüstet.
Streiffs Nachfolger Varin hatte 25 Jahre beim Alu-Konzern Pechiney gearbeitet, bevor er als Sanierer zum britisch-niederländischen Stahlkonzern Corus geholt wurde. Der Franzose führte Corus in die Gewinnzone und leitete dann die Übernahme durch den indischen Familienkonzern Tata ein. Als PSA-Chef wird Varin voraussichtlich auch Annäherungen an andere Autokonzerne vorbereiten. Gerüchte kreisen um die bisherigen Kooperationspartner BMW und Mitsubishi. Streiff hatte sich gegen Bestrebungen gewehrt, PSA mit FIAT zu verschmelzen, und für die weltweite Expansion auf Partner in Schwellenländern gesetzt.
Quelle: ntv.de