Entlassungen bei PIN Post vermutet Täuschung
05.12.2007, 15:01 UhrDie Deutsche Post hat die Ankündigung von Massenentlassungen beim zum Springer-Konzern gehörenden Konkurrenten PIN Group als Täuschungsmanöver kritisiert. Das Springer-Management habe den Post-Markt offensichtlich falsch eingeschätzt und müsse wohl deshalb Mitarbeiter entlassen, sagte ein Post-Sprecher in Bonn. Die PIN Group hatte die angedrohten Entlassungen von bis zu 1.000 Mitarbeitern mit der geplanten Einführung eines Mindestlohns von bis zu 9,80 Euro begründet, für den sich Post-Chef Klaus Zumwinkel starkgemacht hatte.
Es sei ein Unding, die Entlassungen anzukündigen, bevor der Mindestlohn überhaupt eingeführt sei, sagte der Post-Sprecher. Springer wolle offensichtlich der Politik den Schwarzen Peter für die unrealistischen Geschäftspläne des Managements zuspielen. "Am Ende des Tages handelt es sich um Management-Probleme von Springer, die auf einer anderen Ebene untergepflügt werden sollen."
Der zum Springer-Verlag gehörenden "Bild"-Zeitung warf der Sprecher erneut eine gezielte Kampagne gegen Post-Chef Zumwinkel vor. Das Blatt hatte massive Kritik an einem Aktiengeschäft des Post-Chefs geübt, bei dem dieser am Montag rund 2,24 Mio. Euro eingefahren hatte. FDP-Vizechef Rainer Brüderle hatte der Zeitung gesagt, das "Monopoly-Spiel" Zumwinkels passe nicht zur sozialen Marktwirtschaft. Die Post nannte es dagegen ein normales Geschäft aus einem Aktienoptionsprogramm des Vorstands, bei dem bestimmte Fristen eingehalten werden müssten.
Die Post und Springer hatten sich wegen des geplanten Mindestlohns bereits einen heftigen Schlagabtausch geliefert. Die Post hatte dem Verlag, der ihr im Briefgeschäft Konkurrenz macht, mit der Beförderung einer Gratiszeitung gedroht. Die Springer-Tochter PIN Group hatte die geplante Lohnuntergrenze immer wieder als viel zu hoch kritisiert. Mit dem Mindestlohn würden "Investments in Milliardenhöhe" zunichte gemacht und Tausende von Arbeitsplätzen vernichtet, hatte PIN-Chef Günter Thiel kritisiert. Die Deutsche Post bleibe auch nach dem Ende des Monopols "wettbewerbslos".
PIN hatte in den ersten neun Monaten des Jahres knapp 50 Mio. Euro Verlust geschrieben. Europas größter Zeitungsverlag hatte erst im Sommer die Mehrheit an PIN für 510 Mio. Euro übernommen. Springer-Chef Mathias Döpfner wollte damit von der Liberalisierung der Post profitieren. PIN hatte bis 2015 einen Umsatz von 1,5 bis zwei Mrd. Euro angekündigt. Nun steht der Fortbestand des Unternehmens infrage, denn PIN prüft nach eigenen Angaben Geschäftsmodell und Strategie "im Hinblick auf den Fortbestand des Unternehmens".
Quelle: ntv.de