Rote Zahlen in den Büchern Postbank sieht schwarz
19.02.2009, 15:45 UhrDie Postbank stellt sich nach einem Vorsteuerverlust von fast einer Milliarde Euro auf anhaltend schwierige Zeiten ein. "Auch wenn der Start ins Jahr ganz erfreulich war, steht zu befürchten, dass auch 2009 alles andere als günstig werden wird", warnte Postbank-Chef Wolfgang Klein in Frankfurt. Dennoch will die Postbank, die bald zum Teil der Deutschen Bank gehört, die Krise aus eigener Kraft überstehen. Von der Kooperation mit dem Branchenprimus verspricht sie sich künftig zudem neue Ertragsquellen.
Im vergangenen Jahr fuhr die Postbank einen Verlust vor Steuern von 974 Mio. Euro ein - der erste Fehlbetrag seit über einem Jahrzehnt. 2007 hatte noch ein Plus von 992 Mio. Euro in den Büchern gestanden. Grund für die roten Zahlen 2008 waren Belastungen von gut einer Milliarde Euro, die durch die Insolvenz von Lehman Brothers und durch den Abbau von Aktienportfolios vor allem im vierten Quartal anfielen.
Keine Boni für die Chefs
Die Vorstände der Postbank sollen nun für 2008 keinen Bonus erhalten, wie Klein sagte. Die Mitarbeiter würden dennoch einen Teil ihrer variablen Vergütung bekommen. Andere Institute wie die Commerzbank oder einzelne Landesbanken haben die Boni für ihre Belegschaft komplett gestrichen.
Die Postbank rechnet für dieses Jahr mit einer geringeren Ergebnisbelastung als 2008. Wenn alles nach Plan laufe, werde die Bank "keinen Verlust mehr schreiben", sagte Klein. Wegen einer guten Qualität des Kreditportfolios sei zu erwarten, dass sich der Abschwung der Wirtschaft nicht so stark wie bei anderen Banken in einer höheren Risikovorsorge bemerkbar mache. 2008 musste die Postbank für faule Kredite 408 Mio. Euro zur Seite legen, gut 20 Prozent mehr als 2007. Die Commerzbank, die im Gegensatz zur Postbank vor allem auf das Mittelstandsgeschäft konzentriert ist, schraubte ihre Risikovorsorge für 2008 um das Vierfache auf 1,9 Mrd. Euro nach oben und rechnet mit einem weiteren Anstieg.
Aus eigener Kraft
An der Börse kamen die Postbank-Zahlen gut an. Die Aktie stieg um mehr als sechs Prozent auf 9,30 Euro. Analyst Carsten Werle äußerte sich vor allem über die Kapitalausstattung der Postbank positiv. Ende 2008 wies sie eine Kernkapitalquote von 7,4 Prozent auf. Das ist international gesehen zwar relativ gering, verglichen mit früheren Werten der Postbank aber deutlich besser. Im September 2008 war die Quote wegen Abschreibungen auf nur noch 5,5 Prozent gesunken. Die Deutsche Post, die noch die Mehrheit an der Postbank hält, hatte das Kapital der Bank um rund eine Milliarde Euro erhöht. Eine weitere Kapitalspritze sei daher nicht nötig, sagte Klein. "Wir sind in der Lage, die Krise aus eigener Kraft zu meistern." Auch staatliche Garantien für die Emission von Anleihen kämen nicht in Frage.
Der Postbank-Chef drang aber auf eine baldige Lösung in der Debatte über eine Bad Bank. "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass man etwas machen muss, weil ich nicht glaube, dass wir sonst diese Krise schnell überstehen können", sagte er. Die Postbank selbst würde lieber früher als später ihr noch gut vier Mrd. Euro schweres Portfolio an strukturierten Krediten auslagern, um neue Wertkorrekturen zu vermeiden. So sei eine Möglichkeit, dass Banken nur die tatsächlich entstehenden Verluste dieser Papiere verbuchten, aber nicht die aktuellen Bewertungen, die zu den Abschreibungen in der Branche führen.
Im vergangenen Jahr profitierte die auf Privatkunden spezialisierte Postbank von einem Zulauf an neuen Kunden. Das Einlagevolumen stieg um über fünf Mrd. auf 49 Mrd. Euro. Damit sei die Refinanzierung der Bank weitgehend gesichert. In den ersten Wochen 2009 habe der Trend angehalten.
Quelle: ntv.de