Stahlkonzern im Visier Putin legt noch mal nach
28.07.2008, 16:31 UhrNach seiner scharfen Kritik an der Preispolitik des russischen Stahlkonzerns Mechel hat Regierungschef Wladimir Putin dem Unternehmen nun auch Steuerhinterziehung vorgeworfen. Weil Mechel seine Rohstoffe zu Dumpingpreisen verkauft habe, seien dem Staat Einnahmen entgangen, sagte Putin nach Angaben der Agentur Interfax. Nach Darstellung des Regierungschefs hat das Unternehmen an seine Tochter in der Schweiz - die Mechel Trading AG - Kokskohle zu einem Viertel des russischen Preises abgegeben und dann mit den Rohstoffen über die Firma im Ausland Geschäfte gemacht.
"Das bedeutet eine Senkung der Steuerbasis im Inland, um die Zahlung von Steuern zu umgehen", sagte Putin. Mechel hatte vergangene Woche erklärt, bei der Lösung der Probleme mit den Behörden zusammenarbeiten zu wollen. Dem Konzern droht ein Strafgeld von mindestens 120 Mio. Euro, wie die Zeitung "Wedomosti" unter Berufung auf Finanzexperten berichtete. Nach einem abrupten Kursverfall nach Putins Kritik vom Donnerstag um fast 30 Prozent erholte sich der Kurs der Aktie zu Wochenbeginn wieder leicht.
Die Wut des Regierungschefs
Medien nannten den "Wutanfall" Putins eine Säuberung in der Branche. Putin hatte den nach eigenen Angaben erkrankten Mehrheitseigner Igor Sjusin aufgefordert, rasch zu genesen. Die Drohung des früheren Geheimdienstchefs Putin, er wolle ansonsten den "Doktor" zur Lösung "aller Probleme" schicken, hatte den Mechel-Aktienkurs auf Talfahrt gesetzt und andere Metallurgie-Papiere in Mitleidenschaft gezogen. So scharf hatte sich Putin zuletzt 2003 im Zusammenhang mit der Zerschlagung des Ölkonzerns Yukos und dessen Michail Chodorkowski an der Spitze gegen einen russischen Unternehmer geäußert-
Der Wirtschaftsberater von Präsident Dmitri Medwedew, Arkadi Dworkowitsch, forderte am Montag andere Unternehmen im Land auf, "ihre Lehren aus dem Geschehenen" zu ziehen. 2007 wies die Mechel-Gruppe einen nach US GAAP kalkulierten Netto-Überschuss von 913 Mio. Dollar aus, 51 Prozent mehr als 2006. Der Umsatz nahm um 52 Prozent auf 6,68 Mrd. Dollar zu.
Quelle: ntv.de