Frustrierter Investor Rückschlag für Alitalia
12.09.2008, 14:54 UhrDie italienische Regierung hat einen letzten Versuch zur Rettung der angeschlagenen italienischen Fluggesellschaft Alitalia gestartet. Sie gewährte den Gewerkschaften einen zusätzlichen Tag, um eine gemeinsame Position für die Verhandlungen mit einer Investorengruppe zu finden. Die CAI-Gruppe, die die rentablen Teile von Alitalia aufkaufen wollte, hatte zuvor erklärt, die Gespräche mit den Gewerkschaften seien in eine Sackgasse geraten. Ein Weg aus dieser Situation sei nicht in Sicht, sagte ein Sprecher der Investoren. Allerdings zog die CAI-Gruppe ihr Angebot zunächst nicht formell zurück.
Die Gewerkschaften sind uneins über das Rettungspaket. Zwei Organisationen hatten erklärt, dem Plan unter gewissen Bedingungen zustimmen zu können. Sieben Gewerkschaften hatten die Maßnahmen jedoch als unakzeptabel abgelehnt. Nach Angaben der Gewerkschaft der Piloten sieht der jüngste Rettungsplan mehr Entlassungen vor als ein früherer Plan der Fluggesellschaft Air France-KLM, die vor einigen Monaten einen Übernahmeversuch gestartet hatte. Auch dieser Plan war am Widerstand der italienischen Gewerkschaften gescheitert.
Ein Gewerkschaftsführer äußerte am Freitag die Hoffnung, dass die CAI nicht aufgeben werde und die Gespräche wieder aufgenommen werden könnten. Ein Vertreter einer anderen Gewerkschaft sagte, dass Alitalia die ersten Entlassungsbriefe bereits am Freitag verschicken wollte. Der Insolvenzverwalter hatte erklärt, er werde mit der Auflösung der Fluggesellschaft am Freitagmorgen beginnen, sollten sich die Investorengruppe und die Gewerkschaften nicht bis dahin geeinigt haben. Industrieminister Claudio Scajola kündigte für den Fall eines Scheiterns der Gespräche die Entlassung aller Alitalia-Mitarbeiter an.
Der Papst betet
Das Schicksal von Alitalia ist von großer politischer Bedeutung für die Regierung. Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte vor seinem Wahlsieg im April versprochen, seine Geschäftskontakte zu nutzen, um das italienische Flaggschiff vor dem Aus zu bewahren. Zudem hat die Regierung eigens einen Rettungsplan in die Wege geleitet, der das Kartell- und Insolvenzrecht umgeht. "Die Regierung hat die Pflicht, sich weiter einzusetzen und die Teile zusammenzufügen und zu einer Einigung zu kommen, um die nationale Fluggesellschaft zu retten", sagte Transportminister Altero Matteoli. Air France-KLM hat sich bereiterklärt, sich nach der Sanierung mit einer Minderheit an Alitalia zu beteiligen. Als möglicher Partner der Italiener gilt auch die Deutsche Lufthansa.
Unterdessen erfährt Alitalia auch von eher ungewöhnlicher Seite Unterstützung: Alitalia-Insolvenzverwalter Augusto Fantozzi traf am Flughafen von Rom Papst Benedikt XVI., kurz bevor dieser eine Alitalia-Maschine nach Frankreich bestieg. Als Fantozzi den Papst bat, für die angeschlagene Fluggesellschaft zu beten, erwiderte dieser: "Ich bete bereits seit einiger Zeit für euch."
Quelle: ntv.de