Freundlich oder feindlich? Soc. Generale mit BNP Paribas
08.06.2007, 09:16 UhrDie Fusionswelle der großen europäischen Banken hat jetzt offenbar auch Frankreich erreicht. Einem Medienbericht zufolge wollen sich Societe Generale und BNP Paribas zur drittgrößten Bank in Europa zusammenschließen. Die Zeitung "Les Echos" berichtete am Freitag, das Management von Societe Generale habe bereits Investmentbanken eingeschaltet, die eine Fusion mit dem Konkurrenten prüfen sollten. Es werde sowohl eine freundliche als auch eine feindliche Übernahme in Betracht gezogen. Eine Sprecherin von Societe Generale wollte den Bericht nicht kommentieren. Erst kürzlich hatte das Institut erklärt, eine größere Aktion sei zur Zeit weder unabdingbar noch vordringlich.
Die europäische Finanzbranche steht momentan vor einem gewaltigen Umbruch: In den Niederlanden zeichnet sich beim Bietergefecht um ABN Amro die bislang größte Bankenübernahme aller Zeiten ab. Ein Konsortium um die Royal Bank of Scotland versucht, das Institut für 71 Milliarden Euro zu schlucken und damit den konkurrierenden Interessenten Barclays auszuboten. In Italien hat UniCredit kürzlich den Kauf des Rivalen Capitalia eingeleitet. Eine Fusion von Societe Generale und BNP Paribas würde der Konsolidierung der Branche nach Ansicht von Experten einen weiteren Schub versetzen. "Das würde zeigen, dass der Druck größer ist, als man denkt", sagte Analyst Jean Sassus von Raymond James Euro Equities.
Ein Zusammenschluss brächte die beiden französischen Banken zwar wirtschaftlich voran, würde aber auch politischen Sprengstoff bergen: Massive Stellenkürzungen wären laut dem Zeitungsbericht die Folge, da beide Institute im ganzen Land weit gefächerte Filialnetze besitzen.
Deutsche Banken abgeschlagen in Europa
Mitte Mai hatte BNP-Chef Baudouin Prot vor Aktionären noch gesagt, seine Bank sei nicht an einem Zusammengehen mit Societe Generale interessiert. Ein solches Vorhaben berge zu hohe Risiken. Gerüchte um eine Fusion der beiden Banken kochen schon seit Jahren immer wieder hoch. BNP war 1999 mit dem Versuch gescheitert, Societe Generale zu übernehmen und hatte sich danach Paribas einverleibt.
Mit einer Marktkapitalisierung von rund 80 Milliarden Euro ist BNP Paribas deutlich größer als die Rivalin Societe Generale mit einem Wert von 64 Milliarden. Die größte europäische Bank ist derzeit HSBC, dicht gefolgt von Royal Bank of Scotland und der spanischen Banco Santander. Deutsche Banken rangieren weit abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. Selbst der Branchenprimus Deutsche Bank ist mit rund 62 Milliarden Euro Marktkapitalisierung nicht mehr unter den zehn größten europäischen Häusern. Sie liegt nach Reuters-Daten in derzeit auf Platz 13, die Commerzbank auf Platz 25.
Quelle: ntv.de