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Regierung übernimmt Kontrolle US-Immobanken gerettet

Die US-Regierung hat vorübergehend die Kontrolle über die beiden angeschlagenen US-Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac übernommen. Finanzminister Henry Paulson kündigte in Washington einen entsprechenden Plan zur Rettung der beiden größten Baufinanzierer an. Die Führungsspitze beider Unternehmen wurden laut Paulson entlassen.

Paulson kündigte an, beide Hypothekengiganten mit jeweils 100 Milliarden Dollar stützen zu wollen. Die Regierung werde eine "neue Klasse von Vorzugsaktien" kaufen und damit weitere Kursverluste abfedern. Mit dem Notfallplan solle ein Kollaps des Kreditmarkts verhindert werden.

Der Finanzminister bezeichnete den Schritt als "beste Maßnahme zum Schutz unserer Märkte und der Steuerzahler". Aufgrund der Entwicklungen der vergangenen vier Wochen sei er zu dem Schluss gekommen, dass es nicht ausreichen werde, den beiden Unternehmen einfach nur finanziell unter die Arme zu greifen, sagte Paulsen. Die Strategie zur Maximierung der Einkünfte aus Kapitalvermögen habe sich als mit zu großen Risiken behaftet erwiesen. Nach seinen Angaben bleiben die Chefs von Fannie Mae und Freddie Mac, Dan Mudd und Dick Syron, während einer Übergangsperiode kommissarisch im Amt.

Weitere Kursverluste verhindern

Paulsen versicherte, die Stamm- und Vorzugsaktien der beiden Unternehmen blieben bestehen: Mit dem Kauf neuer Vorzugsaktien wolle die Regierung jedoch weitere Kursverluste verhindern. Zunächst werde das Finanzministerium für jeweils eine Milliarde Dollar Aktien der beiden Unternehmen kaufen. Doch könne es seine Aufkäufe auf bis zu 100 Milliarden Dollar pro Unternehmen steigern. Dank eines im Juli vom Kongress verabschiedeten Gesetzespakets zur Bekämpfung könne das Finanzministerium darüberhinaus durch die Zentralbank den Kreditrahmen beider Institute erhöhen.

In einer ersten Reaktion begrüßte US-Zentralbankchef Ben Bernanke den Rettungsplan. Die Restrukturierungsmaßnahmen seien "wichtige Etappen zur Stärkung der Immobilien- und Finanzmärkte", erklärte Bernanke, der in den vergangenen Tagen an den heftigen Beratungen über einen Rettungsplan beteiligt war.

Zustimmung signalisiert

Republikaner wie Demokraten signalisierten Zustimmung zu den Regierungsplänen. Der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama meinte, angesichts der "extrem ernsten Lage" auf dem Immobilienmarkt sei die staatliche Übernahme sinnvoll. Allerdings müsse sichergestellt werden, dass "der Steuerzahler geschützt wird und nicht Aktienbesitzer und Manager saniert werden". Die republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin kritisierte, dass die Unternehmen "zu groß und zu teuer für die Steuerzahler" geworden seien. Notwendig seien strukturelle Änderungen und die Verkleinerung der Immobiliengiganten.

Banken für den Mittelstand

Fannie Mae und Freddie Mac sind Privatunternehmen, sie unterliegen aber staatlicher Kontrolle und werden deshalb als halbstaatliche Institutionen angesehen. Dank der Kreditgarantien des Staates sorgten die beiden Baufinanzierer rund 40 Jahre lang mit günstigen Zinsen dafür, dass auch der Mittelstand in Besitz von Häusern gelangen konnte. Inzwischen verwalten sie mehr als 40 Prozent der privaten Immobilienkredite in den USA. Zweifel an der finanziellen Stabilität der beiden Institute im Zuge der Immobilienkrise hatten ihre Aktienkurse einbrechen lassen. Die beiden Unternehmen verloren rund 90 Prozent ihres Wertes.

Angst vor dem Kollaps

Fannie Mae und der kleinere Finanzierer Freddie Mac stehen mit einem Volumen von mehr als fünf Billionen US-Dollar (3,4 Billionen Euro) hinter jedem zweiten US-Hauskredit. Beide Unternehmen haben in der Vergangenheit zahlreiche Immobilienkredite kleiner regionaler Banken, die in Finanzierungsnöte geraten waren, aufgekauft.

Inzwischen ist die elfte US-Bank in diesem Jahr der Krise auf dem Immobilien- und Kreditmarkt zum Opfer gefallen. Die Behörden schlossen am Freitag die Silver State Bank mit Einlagen von fast zwei Mrd. US-Dollar und 17 Filialen in Arizona und Nevada. Der Zusammenbruch der Bank könnte auch den Präsidentschafts-Wahlkampf berühren: Ein Adoptivsohn des Republikaner-Kandidaten John McCain saß bis Juli im Verwaltungsrat der Bank und war auch für die Aufsicht der Finanzen zuständig, berichtete das "Wall Street Journal". Es gebe aber keine Hinweise auf ein Fehlverhalten des 46-jährigen Andrew McCains, der seinen Posten aus "persönlichen Gründen" aufgegeben hatte.

Quelle: ntv.de

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