Oberster HRE-Aufseher Viermetz unter Druck
08.10.2008, 19:21 UhrEinen Tag nach dem Wechsel an der Spitze des angeschlagenen Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) steht auch der Aufsichtsratschef des Unternehmens, Kurt Viermetz, weiter unter Druck. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hatte am Dienstag auch seinen Rücktritt gefordert, nachdem Vorstandschef Georg Funke die Konsequenzen aus der Schieflage des Unternehmens gezogen hatte und abgetreten war. Funkes Nachfolge tritt der Deutsche-Bank-Manager Axel Wieandt an.
Einen Bericht, wonach der angeschlagene Immobilienfinanzierer angeblich eine Mitverantwortung der Bundesregierung an den Liquiditätsengpässen überprüfen lasse, hat Hypo Real Estate mittlerweile widersprochen. "Dieser Bericht ist falsch und ohne jede Substanz", erklärte die Bank am Mittwochabend in München und trat damit einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (Donnerstag) entgegen. Darin hatte es geheißen, der HRE-Aufsichtsrat lasse von einer Wirtschaftsprüfungsfirma untersuchen, ob die Bundesregierung eine Mitschuld an der Vergrößerung der Liquiditätslücke von 35 auf 50 Mrd. Euro trage.
Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) berichtet, drängt auch der HRE-Großaktionär JC Flowers auf einen Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrates.
Dem Neuanfang im Weg
JC Flowers strebe einen Neuanfang mit einem anderen Aufsichtsratsvorsitzenden an, schreibt die "FAZ" unter Berufung auf Finanzkreise. Flowers ist mit 24,9 Prozent größter Aktionär der Bank. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Viermetz bis zur nächsten Hauptversammlung durchhält", sagte auch ein Branchenkenner. Es sei nicht einsichtig, dass Funke für die Probleme bei Hypo Real Estate zur Verantwortung gezogen werde und der Chef des Aufsichtsrates nicht.
Aus Unternehmenskreisen war am Mittwoch aber erneut zu hören, dass sich Viermetz weiter gegen eine Ablösung sträubt. "Außer den beiden Personen, die den Vorstand verlassen haben, wird es keine weiteren Veränderungen geben", sagte eine mit der Lage vertraute Person. Darüber sei sich der Aufsichtsrat einig.
"Erstaunliche Hilflosigkeit"
Steinbrück hatte in Zusammenhang mit dem Wechsel am Dienstag in einer Sondersitzung des Haushaltsausschusses von "erstaunlicher Hilflosigkeit" und "Wunschdenken" des bisherigen Managements gesprochen. Ziel sei es nun, die HRE "über Wasser zu halten". Wenn die HRE das neue Kapital von 50 Mrd. Euro nicht zurückzahlen könne, würden die vom Unternehmen angebotenen Sicherheiten gezogen.
Dabei handelt es sich dem Vernehmen nach unter anderem um Aktien an den Tochterunternehmen. Sollten sie in Staatsbesitz übergehen, bliebe die Holding lediglich als leere Hülle zurück.
Das Geld steht bereit
Ein Großteil des von Regierung und Finanzwirtschaft zugesagten Geldes steht mittlerweile zum Abruf bereit. Die von der Bundesbank zugesagte Kreditlinie in Höhe von 35 Mrd. Euro sei bei Bedarf verfügbar, sagte HRE-Sprecher Hans Obermeier am Mittwoch auf Anfrage. Steinbrücks Forderungen wollte er nicht kommentieren.
Hypo Real Estate war im Zuge der internationalen Finanzkrise in massive Geldnöte geraten. Daraufhin hatten Regierung und Finanzwirtschaft ein Rettungspaket in Höhe von insgesamt 50 Milliarden Euro für die Bank geschnürt.
Quelle: ntv.de