Meldungen

Bertelsmanns US-Geschäft schwach Wachstum bleibt das Ziel

Auf dem Weg in eine neue Wachstumsphase ist Europas größter Medienkonzern Bertelsmann 2007 nicht wie erhofft vorangekommen. Bertelsmann verfehlte sein Umsatzziel, hält aber an seiner mittelfristigen Wachstumsstrategie fest. Der Konzernumsatz ging trotz eines Rekordjahres der Fernsehtochter RTL um 2,8 Prozent auf 18,8 Milliarden Euro zurück, sagte der neue Vorstandschef Hartmut Ostrowski. Das operative Ergebnis (Operating EBIT) sank von 1,87 auf 1,81 Milliarden Euro. Negativ schlug vor allem das Geschäft mit den Buch- und DVD-Clubs in den USA durch. Ostrowski sieht Bertelsmann dennoch auf "stabilem Kurs, operativ stark und auf hohem Niveau profitabel."

Bereinigt um Portfolio- und Wechselkurseffekte stand im Konzern ein leichtes Wachstum von 0,4 Prozent zu Buche. "Das reicht auf Dauer nicht aus, um die Stabilität und Entwicklung des Unternehmens zu sichern und eine zufriedenstellende Kapitalverzinsung zu erreichen", sagte Ostrowski. Für die nächsten fünf Jahre kündigte er Investitionen in Höhe von bis zu fünf Milliarden Euro an, die aus Verkäufen bestehender Geschäfte sowie aus dem laufenden Ertrag finanziert werden sollen. 2008 sollen Umsatz und operatives Ergebnis wieder leicht wachsen. Das Nettoergebnis soll sich 2008 wieder verdoppeln. Die Schulden von 6,3 Milliarden Euro zum Jahresende 2007 sollen aber für Zukäufe nicht erhöht werden, sagte Finanzvorstand Thomas Rabe.

Der Jahresüberschuss war von 2,5 Milliarden Euro im Vorjahr auf 405 Millionen Euro im Jahr 2007 abgesackt. "Der Rückgang ist überzeichnet", sagte Rabe. Bertelsmann hatte 2006 den Musikverlag BMG Music Publishing für 1,6 Milliarden Euro verkauft, um einen Aktienrückkauf für 4,5 Milliarden Euro vom belgischen Minderheitseigner GBL teilweise zu finanzieren. 2007 musste der Medienkonzern zudem hohe Wertberichtigungen vornehmen: in Nordamerika für die Buch- und DVD-Clubs Bookspan und Columbia House in Höhe von 414 Millionen Euro sowie auf die gemeinsam mit Axel Springer betriebene Tiefdrucksparte Prinovis in Höhe von 131 Millionen und den englischen Fernsehsender Five in Höhe von 123 Millionen Euro.

Einmaleffekte von 854 Millionen Euro

Der Nettogewinn wurde ferner durch eine Geldbuße in Höhe von 96 Millionen Euro für die deutsche RTL-Werbetochter IP Deutschland und von der 245 Millionen Euro teuren Einigung im Rechtsstreit mit Wettbewerbern um die Musiktauschbörse Napster belastet. Die Einmaleffekte summierten sich auf 854 Millionen Euro. Die sechs Vorstandsmitglieder erhielten 2007 deutlich geringere Bezüge in Höhe von 21 Millionen Euro nach 30 Millionen im Jahr zuvor.

"Mit dem operativen Ergebnis können wir zufrieden sein", sagte Ostrowski. Die RTL Group sowie die Dienstleistungs- und Industrietochter Arvato nähmen führende Positionen in wachsenden Märkten ein. Die Buchverlagssparte Random House und Gruner + Jahr, Europas größtes Zeitschriftenhaus ("Stern", "Brigitte"), hätten trotz leicht sinkender Umsätze gute Geschäfte verzeichnet.

Direct Group macht Sorgen

Sorgenkinder sind die in der Direct Group gebündelten Clubgeschäfte und die Musiksparte BMG. Die Sparte konnte zwar ihren Ergebnisbeitrag leicht steigern, verlor aber beim Umsatz weitere zwölf Prozent. Ostrowski schloss die Trennung von der Konzern-Keimzelle Direct Group sowie einen Rückzug aus dem Musikgeschäft ausdrücklich nicht aus. Der Verkauf der Clubgeschäfte in Nordamerika soll bereits in den nächsten Wochen beginnen, wie der zuständige Vorstand Peter Olson ankündigte. Optionen für Deutschland würden geprüft, sagte Ostrowski.

Obwohl Medieninhalte das Kerngeschäft von Bertelsmann bleiben sollen, will Ostrowski den Konzern stärker auf die Wachstumsmärkte im Dienstleistungssektor ausrichten. Er nannte Weiterbildungsangebote für Schüler und Erwachsene als Beispiel. Außerdem will Ostrowski in die wachsende Medienmärkte in China, Indien und Russland investieren sowie das Fernseh-Produktionsgeschäft ausbauen. "Wir wollen nicht die Größten sein, aber wir wollen unter den Großen zu den Stärksten und Fittesten gehören", sagte der Vorstandschef.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen