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Nach Merckles Tod Wie geht es weiter?

Nach dem Selbstmord des schwäbischen Unternehmers Adolf Merckle steht die Rettung seines früheren Firmenimperiums kurz vor dem Abschluss. Merckle habe vor seinem Tod alle für die Sanierung nötigen Unterschriften geleistet, sagte ein Sprecher der zur Merckle-Gruppe gehörenden VEM Vermögensverwaltung am Mittwoch in Ulm. Auch seien die notwendigen Sicherheiten bereits erbracht worden.

Wie der VEM-Sprecher weiter erläuterte, liege auch von den rund 30 Gläubigerbanken bereits ein Großteil der nötigen Unterschriften vor. Noch in dieser oder spätestens Anfang nächster Woche wollten die Banken die letzten Unterschriften leisten. Die Geschäftsführungen aller Banken hätten bereits unter Vorbehalt ihre Zustimmung zu dem Überbrückungskredit von mehr als 400 Mio. Euro gegeben. Nun müsste der Kredit noch von den Entscheidungsgremien der Banken abgesegnet werden. "Aber die eigentlichen Fragen sind ausgehandelt", sagte der Sprecher.

Auch dem eigentlichen Sanierungsplan stehe nichts mehr im Wege. In den nächsten drei Monaten werde ein Gutachten erstellt, auf dessen Basis die Rettung erarbeitet werden soll. Der Sanierungsplan sei auf ein bis eineinhalb Jahre angelegt, hieß es weiter.

Der 74-jährige Merckle hatte sich am Montag in Blaubeuren bei Ulm von einem Zug überfahren lassen. Seiner Familie hinterließ er nach Angaben der Staatsanwaltschaft Ulm einen Abschiedsbrief.

Die wirtschaftliche Notlage seiner Unternehmen (Ratiopharm, HeidelbergCement) und "die Ohnmacht, nicht mehr handeln zu können", hätten den 74-Jährigen gebrochen, hieß es in einer Mitteilung der Familie. Der meist vom Erfolg verwöhnte Unternehmer war offensichtlich nicht damit zurecht gekommen, dass sein Imperium im Zuge der Finanzkrise und durch Fehlspekulationen mit VW-Aktien in Zahlungsschwierigkeiten geraten war. Die Banken hatten weitere Kredite an die Bedingung geknüpft, dass Merckle seine Kontrolle über einige wichtige Unternehmen wie ratiopharm und HeidelbergCement abgibt.

Merckles Vorgehen sorgte teilweise für heftigen öffentlichen Protest, seit er im November mit dem Land Baden-Württemberg über eine Landesbürgschaft für seine Unternehmen gesprochen hatte. Die Vorsitzende der Landes-FDP, Birgit Homburger, hatte noch am Montag betont, ihre Partei habe eine solche Bürgschaft damals verhindert. "Bürgschaften sind dazu da, Arbeitsplätze zu sichern und nicht um Spekulationsverluste zu sozialisieren", sagte Homburger am Montag vor Bekanntwerden von Merckles Tod.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) würdigte Merckle am Dienstag als "große Unternehmerpersönlichkeit". "Trotz der Finanzprobleme der letzten Wochen hat Adolf Merckle ein mittelständisches Unternehmen von europäischer Bedeutung aufgebaut. Sein unternehmerisches Vermächtnis bleibt", betonte Oettinger. Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) sagte in Berlin: "Er war ein leidenschaftlicher Unternehmer und bedeutender Mäzen. Das Gemeinwesen lag ihm immer sehr am Herzen."

Eine Sprecherin seiner Holding VEM sagte, Merckle habe "als Familienunternehmer zahlreiche Unternehmen zu nachhaltigem Wachstum geführt und damit die Voraussetzungen für eine dynamische Entwicklung von Wirtschaftsstandorten in ganz Deutschland geschaffen". HeidelbergCement würdigte Merckle dafür, dass er die Firma von einem mittelständischen Zementunternehmen zu einem der weltweit größten Baustoffhersteller gemacht habe.

Quelle: ntv.de

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