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Kurs der EZB Zinssenkung möglich

Führende Notenbanker der Euro-Zone haben eineinhalb Wochen vor der nächsten Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) ihre Bereitschaft zu einer weiteren Lockerung der Geldpolitik bekräftigt. Bundesbank-Präsident Axel Weber sagte, die EZB werde entsprechend handeln: "Wir haben noch Raum, um die Zinsen weiter zu senken". Auch der zyprische Notenbank-Chef Athanasios Orphanides äußerte sich in diese Richtung. Um die Teuerung auf stabilem Niveau - also weder deutlich über, noch deutlich unter zwei Prozent - zu halten, könnte eine weitere geldpolitische Lockerung nötig werden, sagte er.

Orphanides gilt im Gegensatz zu Weber als Befürworter einer laxeren Geldpolitik und niedriger Zinsen im Kampf gegen die Finanzkrise. Der ehemalige Mitarbeiter des heutigen Chefs der US-Notenbank, Ben Bernanke, hatte sich in der Vergangenheit bereits mehrfach für niedrige Zinsen und einen Schwenk der EZB in Richtung einer aktiveren Geldmengenerhöhung ausgesprochen, zu der die Fed bereits übergegangen ist. Weber hatte dagegen lange vor solchen Schritten gewarnt, weil er mittelfristig Inflation befürchtet.

Leitzins bei 1,5 Prozent

Weber ist aber mittlerweile angesichts des Ausmaßes der Krise dazu bereit, die Zinsen für einen begrenzten Zeitraum niedrig zu halten. Jetzt wiederholte er seine Bedingung dafür: Bei einer Erholung der Wirtschaft müsse die EZB schnell handeln und den Zins wieder heraufsetzen. Nach früheren Aussagen ist für ihn ein Niveau von einem Prozent die Untergrenze. Orphanides hat dagegen wiederholt deutlich gemacht, dass für ihn auch bei null Prozent noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Spätestens dann könne die EZB zu unkonventionellen geldpolitischen Instrumenten greifen, um die Geldmenge weiter zu erhöhen.

Innerhalb des EZB-Rats wird seit einiger Zeit darum gerungen wie die Zentralbank für den Fall, dass sie den Leitzins nicht mehr als Waffe gegen Finanzkrise und Rezession einsetzen kann, weitermachen soll. Orphanides befürwortet eine weitreichende geldpolitische Lockerung, wie sie andere Zentralbanken bereits vorgenommen haben. Andere Notenbanker haben Bedenken. Weber und sein französischer Kollege Christian Noyer hatten zuletzt aber erklärt, dass bei der EZB ein Ankauf von Commercial Papers zur Stützung der Refinanzierungsmärkte für Unternehmen diskutiert werde. Ein Ankauf von Staatsanleihen nach Vorbild der Fed steht bislang nicht zur Debatte, da unter anderem juristische Gründe dem entgegen stehen.

Der Leitzins in der Euro-Zone liegt seit Anfang März bei nur noch 1,5 Prozent und damit so niedrig wie nie seit Einführung des Euro vor rund zehn Jahren. Die EZB entscheidet kommende Woche erneut über das Zinsniveau. Analysten erwarten nochmals einen Schritt nach unten auf dann nur noch ein Prozent.

Quelle: ntv.de

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