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Ausbreitung in Italien Aggressive Riesen-Zecke in Urlaubsregion entdeckt

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Hyalomma-Zecken sind dank ihrer Augen herausragende Jäger. Sie verfolgen potenzielle Wirte über Hunderte Meter.

Hyalomma-Zecken sind dank ihrer Augen herausragende Jäger. Sie verfolgen potenzielle Wirte über Hunderte Meter.

(Foto: picture alliance/dpa)

Gestreifte Beine, stattliche Körpergröße und ein ausgeprägtes Jagdverhalten: Die Hyalomma-Zecke sieht nicht nur gefährlich aus, sondern ist es tatsächlich auch. Denn der aggressive Blutsauger kann gefährliche Krankheiten übertragen. Jetzt macht er sich offenbar auch im Nordosten Italiens breit.

In Italien haben Forschende eine besorgniserregende Entdeckung gemacht. Eine neue Zeckenart scheint sich in der beliebten Urlaubsregion um Triest auszubreiten: die Hyalomma-Zecke (Hyalomma marginatum). Diese ist nicht nur viel größer als ihre in Europa bekannten Artgenossen, sondern laut Fachleuten auch deutlich aggressiver. Der bis zu zwei Zentimeter große Parasit wartet nicht passiv auf Tiere oder Menschen, sondern nähert sich ihnen aktiv und jagt sie sogar. Dass Hyalomma-Zeckenpopulationen jetzt im Nordosten Italiens auftauchen, ist ungewöhnlich. Denn eigentlich bietet die Region nicht das richtige Klima für die Parasiten. Mit dem Klimawandel ändert sich das jedoch.

In einer Pressemitteilung des Stadtmuseums für Naturgeschichte heißt es, dass die Zecken, die gut an ihren gestreiften Beinen zu erkennen sind, bereits in der Vergangenheit aus heißen und trockenen Gebieten im südlichen Mittelmeerraum, Afrika oder Asien eingeschleppt worden seien. Allerdings hätten kalte Winter die Ansiedlung der Zeckenart in dem Gebiet bisher verhindert. Doch steigende Temperaturen durch den Klimawandel ermöglichten nun die Ausbreitung der Hyalomma-Zecke in der Provinz Triest.

Experten zufolge könnte sich die Zeckenart in den nächsten Jahren angesichts der klimatischen Veränderungen auch in Deutschland ausbreiten. 2019 erkrankte hierzulande erstmals ein Mensch nach einem Stich des Parasiten an Fleckfieber, verursacht durch die Übertragung des Bakteriums Rickettsia aeschlimannii. Es löst einen fieberhaften Infekt aus, der mit Kopf- und Muskelschmerzen, extremen Gelenkschmerzen und einem Gefühl, als würde man verbrennen, einhergeht. Typisch für die Erkrankung ist der Hautausschlag, der dem Fleckfieber den Namen gibt.

Zecke schnell entfernen

Hyalomma-Zecken übertragen allerdings auch weitere gefährliche Krankheiten, wie das Krim-Kongo-Fieber. Eine Ansteckung zeigt sich laut dem Tropeninstitut zufolge fast immer durch grippeähnliche Symptome mit Schüttelfrost, Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen und Kopfschmerzen. Hinzu kommen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. In extremen Fällen kann das Virus auch zu Blutungen im Darm und der Haut kommen. Bis zu 30 Prozent der Erkrankungen enden tödlich. Erst Anfang Mai hatte sich ein Mann in Spanien mit dem Krim-Kongo-Fieber infiziert.

In Deutschland wurde das gefährliche Virus bislang in keiner Riesen-Zecke nachgewiesen, die meist von Zugvögeln eingeschleppt werden. Zudem ist die Zahl der Parasiten hierzulande noch vergleichsweise gering. 2018 wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) 19 Exemplare gemeldet - bis heute ein Rekord. Das könnte sich in Zukunft allerdings ändern. "Hyalomma zählt zu den Zecken, von denen wir glauben, dass sie sich über kurz oder lang hier ansiedeln werden", sagte Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim, dem "Spiegel".

Zumindest einen Vorteil hat die Riesen-Zecke gegenüber ihren einheimischen Artgenossen: Durch ihre Größe kann man sie leichter entdecken und entfernen. Das schnelle Entfernen der Blutsauger ist laut RKI sehr wichtig. Denn dadurch lässt sich das Risiko von Infektionen verringern.

Quelle: ntv.de

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