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Studie sieht Effekt bei Frauen Covid lässt womöglich Gefäße schneller altern

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Der Aufenthalt im Krankenhaus an sich könnte auch schon einen Effekt auf das Gefäßalter haben, sagt ein Kardiologe.

Der Aufenthalt im Krankenhaus an sich könnte auch schon einen Effekt auf das Gefäßalter haben, sagt ein Kardiologe.

(Foto: picture alliance/dpa)

Eine neue Studie zeigt, dass Covid-Infektionen die Blutgefäße schneller altern lassen könnten. Besonders Frauen und Ungeimpfte sind gefährdet. Experten sprechen von einem Weckruf und fordern weitere Untersuchungen.

Eine Covid-Infektion könnte die Blutgefäße einer Studie zufolge schneller altern lassen. Frauen seien davon stärker betroffen als Männer. Ebenso wie Menschen, die unter Long Covid leiden. Das berichten Forschende in der Fachzeitschrift "European Heart Journal". Mit dem Alter werden die Blutgefäße steifer. Steifere Blutgefäße erhöhen laut Fachleuten das Risiko für Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt.

Die Studie untersuchte 2390 Menschen aus 16 Ländern, darunter auch aus Österreich. Die Studienteilnehmer wurden zwischen September 2020 und Februar 2022 ausgewählt. Vier Gruppen wurden untersucht:

  • Menschen, die nicht an Covid erkrankt waren
  • Menschen mit mildem Verlauf
  • Menschen, die mit Covid auf der Normalstation behandelt wurden
  • Menschen, die wegen Covid auf die Intensivstation kamen

Die Forscher maßen das "Gefäßalter" der Probanden mit einem Gerät, das die Geschwindigkeit der Pulswelle zwischen Halsschlagader und Oberschenkel bestimmt. Je schneller die Welle, desto steifer die Gefäße – und desto älter erscheinen sie. Die Messungen erfolgten sechs und zwölf Monate nach der Infektion. Einflussfaktoren wie Alter oder Vorerkrankungen wurden berücksichtigt.

Das Ergebnis: Mit Covid infizierte Menschen hatten im Schnitt steifere Gefäße als die Nicht-Infizierten. Wer sich gegen Corona hatte impfen lassen, hatte im Schnitt weniger steife Gefäße als Ungeimpfte.

Effekt lässt mit der Zeit nach

Stark sichtbar war der Unterschied bei Frauen. Bei Männern gab es hingegen keinen signifikanten Unterschied. Den Autoren zufolge könnte das daran liegen, dass wohl mehr Männer mit Covid starben und es unter den männlichen Studienteilnehmern mit Corona-Infektion somit einen "Überlebens-Bias" geben könnte. Insgesamt habe sich der Alterungseffekt bei Infizierten nach einiger Zeit mitunter stabilisiert oder nachgelassen.

Für Heribert Schunkert, den stellvertretenden Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung und Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am Deutschen Herzzentrum der TU München, ist die Studie "in gewisser Weise sehr provokativ". Denn viele Menschen waren von einer Covid-Infektion betroffen. "Das lässt einen natürlich aufhorchen."

Zu klären ist für ihn nun, was der Grund für die gefundenen Ergebnisse ist. "Da muss man ganz genau hinschauen, ob diese Gruppen wirklich gleich waren, um zu sagen, ob die Ursache dieser Alterungsbeschleunigung in Covid lag." Klar sei auch nicht, ob in den Gruppen wenige Menschen einen starken Effekt oder viele einen kleinen Effekt bei der Alterung hatten. "Nichtsdestotrotz ist diese Studie ein gewisser Weckruf." Weitere Studien seien notwendig.

Auch Kardiologe Dominik Rath vom Universitätsklinikum Tübingen findet die Daten interessant. Er fragt sich, ob Covid tatsächlich die Ursache ist – und warum besonders Frauen betroffen sind. Spannend sei auch, dass sich bei der Intensivgruppe die Gefäße nach zwölf Monaten erholten - "was bedeuten könnte, dass die Hospitalisierung per se oder der Intensivstationsaufenthalt eine Rolle spielt."

Quelle: ntv.de, lwe/dpa

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